„Aurora“ von Alastair Reynolds – Geniale Science Fiction, schlechte Verlagsarbeit

Tausende von Science Fiction Fans auf der Welt haben die Space Saga um den Inhibitor-Zyklus verfolgt. Mit „Aurora“ kehrt Autor Alastair Reynolds nun in dieses Universum zurück und beweist wieder einmal, dass er einer der ganz Großen des Genres ist.

Man muss die Vorgänger nicht gelesen haben um „Aurora“ zu verstehen, denn das Buch funktioniert auch als eigenständiger Roman. Allerdings ist hier und da, gerade hinsichtlich so mancher Begriffe, ein wenig Vorkenntnis schon hilfreich.

In weiter Ferne liegt der Planet Yellowstone, um den das sogenannte Glitzerband kreist. Dieses ist ein Zusammenschluss von 10.000 Habitaten, die wie unabhängige Städte funktionieren, alle mit einer unterschiedlichen Kultur und unterschiedlichen Ansichten. Sie alle eint nur das System einer radikalen Demokratie. D.h. jede Staats- und Organisationsform ist erlaubt, solange das Volk demokratisch darüber abstimmen kann. Und so gibt es also gewählte Tyranneien, sehr besonnen demokratische Habitate oder auch solche, die einfach zur Unterhaltung ausgewählte Bürger ermorden lassen.

Über all diese Systeme wacht die Organisation Panoplia unter der Leitung von Oberpräfektin Jane Aumonier, die dafür sorgt, dass die demokratischen Regeln auch eingehalten werden. Jedoch sind auch diese teils durch eigenes Verschulden, teils durch bürokratische Regeln in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt.

Die einzelnen Habitate sind durch die sogenannte „Abstraktion„, eine Art komplexeres Internet, miteinander verbunden. Im Universum herrscht stets eine düstere Grundstimmung, denn die Menschen konnten sich zwar ihren Weg zu den Sternen bahnen, doch zu welchem Preis? Sie sind zersplittert und haben nie eine Alien-Rasse getroffen, mit der sie auf die gewohnte Art kommunizieren konnten…

In „Aurora“ wird die Gemeinschaft des Glitzerbands jäh erschüttert, als nämlich eines der Habitate explodiert. Ein Racheakt? Doch der Außendienstpräfekt der Panoplia, Tom Dreyfus, findet bei seinen Ermittlungen heraus, dass es weit darüber hinaus geht:

Aurora, eine junge Frau, die vor Jahren bei einem Experiment zur Unsterblichkeit scheinbar ums Leben kam, hat sich als eine Art künstliche Intelligenz in der Abstraktion versteckt und bedroht nun das Glitzerband. Und dann gibt es da auch noch einen nichtmenschlichen Serienmörder, der angeblich auch ausgelöscht wurde, doch wohl immer noch sein Unwesen treibt…

Soviel in aller Kürze zu Reynolds Universum und dem Inhalt von „Aurora“. Es ist ein wie gewohnt spannendes Buch, das wie eine Art fantastischer Thriller um die Arbeit Tom Dreyfus‘ daherkommt. Die politischen Ansichten, die uns Reynolds liefert, geben einem Stoff zum Nachdenken. Ein absolutes Muss für Reynolds Fans!

Zum Schluss muss ich noch eine Art Warnung aussprechen, denn der Heyne Verlag hat bei der Werbung für das Buch mal wieder den Vogel in Sachen Inhaltsangabe abgeschossen, aber so richtig! Der Klappentext verspricht einem die Auflösung über die „geheimnisvolle Alien-Rasse Amarantin“. Doch diese werden auf den über 700 Seiten des Buchs kein einziges Mal erwähnt! Auch wird es als Finale der Saga angekündigt, wovon ebenfalls wohl kaum die Rede sein kann! Das ist wirklich schlechte Verlagsarbeit par excellence! Also, nicht dem Klappentext glauben und seine Erwartungen in eine andere Richtung schrauben, dann hat man an „Aurora“ enorm viel Spaß…

Werbung
Mehr laden
Load More In Literatur
Comments are closed.

Mehr Wissen

Psychologie: Kann CBD die mentale Gesundheit unterstützen?

In den letzten Jahren hat CBD, kurz Cannabidiol, viel Aufmerksamkeit als potenzielle Unter…