„Berlin.Bleierne Stadt“ von Jason Lutes – Berlin in der Weimarer Republik

Immer mehr werden die sogenannten Graphic Novels oder eben Romane in gezeichneter Form auch in den „höheren Kreisen“ der Kultur anerkannt. Das wurde auch höchste Zeit, denn immer mehr Autoren dieses Genres beweisen eindrucksvoll, dass Kunst und Literatur sich umarmen können.

Eine Romanreihe in Comicform, auf die diese Aussage wie die Faust aufs Auge zutrifft ist die geplante Trilogie des US-Amerikaners Jason Lutes mit dem Titel „Berlin.Bleierne Stadt“. Band eins erschien bereits 2003. Hier begann Lutes uns in seinen fabelhaften Bildern in das Berlin der 1920er Jahre zu entführen. Obwohl er, als er anfing, noch nie in Berlin war, sind seine Zeichnungen sehr präzise. Eines Tages las Lutes einen Zeitungsartikel über die Weimarer Republik und begann einfach zu zeichnen.

Band zwei von „Berlin.Bleierne Stadt“ ist nun dieses Jahr endlich erschienen und der Autor hat sich in der Erzählgenauigkeit sogar noch gesteigert. Dieses Mal geht es um die Jahre 1929 und 1930: Millionen Menschen sind aufgrund des Börsencrashs arbeitslos. Die Not wird immer größer und es kommt Unruhen in der Bevölkerung. Die Weimarer Republik ist fast am Ende. In detaillierten Milieustudien zeigt Lutes eine Fülle von Einzelschicksalen auf: Ein junges Mädchen, das sich ohne Eltern durchschlagen muss, eine Beziehung, die in die Brüche geht und dazwischen immer die mehr und mehr aufkommenden Nationalsozialisten, allen voran Goebbels, der mit seinen Reden das Volk anheizt.

Auch andere große Persönlichkeiten dieser Zeit können wir beobachten, so z.B. Kurt Tucholsky bei einer Redaktionssitzung. Und natürlich zeigt Lutes auch die anderen Seiten des damaligen Berlin: Der aufkommende Jazz und das berühmte Nachtleben.

In genau recherchierten Stadtansichten in Schwarz-Weiß spiegeln sich die Ängste und Hoffnungen dieser Zeit wieder. Okay, für Leute, die nicht an den Stil von Comics gewöhnt sind, wird auch „Berlin.Bleierne Stadt“ erst mal eine kleine Überwindung bedeuten bis man sich daran gewöhnt hat. Aber ein Einstieg lohnt sich allemal.

Für alle anderen hat Jason Lutes einen der besten Comics der letzten Jahre geschaffen. Und mal wieder zeigt sich, dass dieses Genre ein riesengroßes Potential hat, das sich über alle Klischees erheben kann.

Bei Spiegel online gibt es übrigens ein Interview mit Jason Lutes…

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