Blogger Airen: Die Antwort auf Helene Hegemann

Die Bloggerwelt hat einen seltsamen Nachgeschmack auf der literarischen Kulturzunge hinterlassen: Nach dem Plagiatskandal der Helene Hegemann bringt die verufene Szene nach und nach einige Blüten hervor. Ob die Blätter dabei eher verwelkt oder tatsächlich frisch und duftig sind, das erklärt uns Airen.

Airen ist der seltsame Vogel, von dem Helene in ihrem Roman abgeschrieben haben soll. Genoss der Junge bisher kaum Aufmerksamkeit, war ein typischer Jemand von vielen, der das Reisen liebt und keine Anerkennung in der Arbeitswelt findet und auf einmal, dank einer achtzehnjährigen Rotzgöre, ins Rampenlicht gerutscht ist und vom Spiegel auf dieser Seite interviewt wird.

Airen hat mittlerweile selbst einen Roman in Buchform veröffentlicht: „Strobo“ ist ein Sammelsorium eigener Erfahrungen, sehr autobiographisch und deshalb auch sehr durchsichtig. Airen zuckt dazu die Schultern: Wozu eigene Geschichten ausdenken, wenn man ein Leben hat, das gelebt wird? Stimmt schon: Das Leben schreibt ja bekanntlich die besten Geschichten. Doch deshalb bleibt die Message dahinter auch etwas grau und dürftig: Es gibt im Grunde gar keine, außer der, dass das Leben wertvoll ist. Finde ich ja prinzipiell schon mal irgendwie gut.

Dabei bleibt Airen anonym, versteckt sich hinter seinem Blogger-Pseudonym und freut sich, dass er nun schreiben darf und vielleicht sogar davon leben kann. Er erzählt davon, wie anstrengend ein plötzlicher Ruhm ist und dass er gedacht hat, Helene sei so fertig wie er selbst, er, der er Schweißperlen auf seiner Stirn zählt, Angst hat, dem Lokalblättle etwas falsches gesagt zu haben und der genau beobachtet, was die Medien über ihn denken. Währenddessen Helene Sekt schlürft, öffentlich ihren Geburtstag feiert und großspurig verkündet, dass sie zu ihrem Geburtstag ja unbedingt einen Roman auf der Spiegel-Bestsellerliste „versenken“ will. Glückwunsch, Helene, soweit hast du´s ja schon gebracht.

Eigentlich ist Airens Geschichte ein bisschen wie ein modernes Cinderella-Märchen für die Männerwelt. Ein schüchterner, stotternder Junge, der nirgends Anerkennung findet, bekommt auf einmal den Ruhm, der ihm gebührt und darf fortan sich nur noch um Dinge kümmern, die ihm Spaß machen. Schreiben nämlich. Aus dem schüchternen Jungen ist ein Mann geworden, der sagt, was er denkt, versucht, er selbst zu bleiben und zwischen den Zeilen ein bisschen was von dem Typ hinter Airen verrät. Jetzt ist er kein Blogger mehr, sondern ein Autor und Schriftsteller.

Carpe Diem – oder so. Passt doch jetzt ganz gut dazu, oder? 😉 Mich würde interessieren: Hat einer von euch den Roman schon gelesen? Ist er gut und besser als der von Helene? Ich meine, Helenes Roman ist für mich persönlich kein müdes Auge und schon gar kein angestrengter Gedanke wert, aber irgendwas muss der Kerl ja richtig gemacht haben, wenn die Dirn von ihm abgeschrieben hat. Oder, was denkt ihr?

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