Die Pille, Partnerwahl und Populärwissenschaften

Immer wieder gibt es die interessantesten, neuen, wissenschaftlichen Erkenntnisse zu vermelden. Wie aussagekräftig diese vermeintlichen „Erkenntnisse“ sind, ist jedoch sehr fragwürdig. Das gilt auch für den Zusammenhang zwischen Partnerwahl und Antibabypille.

So stellen es unseriöse Wissenschaftsjournalisten so dar, als ob die Pille schlecht für die Partnerwahl sei. Dies wird im wesentlichen an zwei Punkten „belegt“, die beide dieselbe Ursache hätten. So gebe es einen Zusammenhang zwischen dem Umstand ob eine Frau einen Mann riechen möge und der Pille. Frauen fänden den Geruch von Männern angenehm, die genetisch von ihnen selbst abweichen würden. Diese genetische Varianz spiele eine Rolle für die „Qualität“ des Immunsystems vermeintlicher Nachkommen und die Verringerung von Erbkrankheiten.

Selbst diese Behauptungen sind schon äußerst fragwürdig. Die Untersuchungen sind in keinster Art und Weise dazu geeignet herauszufinden, ob es tatsächlich aufgrund geruchsbasierter Entscheidungen in der Partnerwahl zu weniger oder mehr Erbkrankheiten oder einem besseren oder schlechteren Immunsystem kommt.

Was tatsächlich (wenn auch empirisch aufgrund sehr kleiner Stichproben nur sehr schlecht belegt) behauptet werden könnte ist, dass die Einnahme der Pille zu anderen Geruchsvorlieben führe. Der genaue Prozess ist dabei gar nicht mal verstanden.

Was jedoch nun völlig absurd ist zu glauben, dass der Geruch über gelingen oder scheitern einer Beziehung entscheiden würde. Die Kriterien nach denen ausgewählt wird sind ganz andere, die nichts mit genetischer Veralagung zu tun haben. Wenn Biologen – oder noch schlimmer: Wissenschaftsjournalisten – sich zu Themen äußern, die mit sozialen Komponenten zu tun haben, dann wird nur Unsinn erzählt. Die wirklichen Prozesse der Partnerwahl und Beziehungsführung verlaufen ganz anderes, nur leider zu kompliziert, dass einige sie verstehen könnten. Deshalb wird einfach auf ein paar Gene verwiesen und die Sache ist erledigt.

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