Die Schaustelle: Unerwarteter Erfolg für ein Gebäude auf Zeit

Manchmal kann eine Panne den Weg zum Erfolg ebnen. Für die Direktoren der Münchner Pinakothek war der Sanierungsbedarf des Ausstellungsgebäudes und die damit verbundene Notwendigkeit zum Umzug der Beginn einer ergiebigen Zusammenarbeit. Der Bezug eines „Gebäudes auf Zeit“ in Baugerüst-Optik bot den vier Museen und seinen Besuchern ungewöhnliche Erfahrungen.


Kunst am Bau

Provisorien halten am längsten, sagt man. Auf den vorübergehenden Museumsbau im Münchner Stadtteil Schwabing traf das nicht zu. Für einen Sommer stand dort als Platzhalter der sanierungsbedürftigen Pinakothek ein Stahlgerüstbau, wie man ihn in vereinfachter Form von zahlreichen Baustellen kennt. Des Tages war das Bauwerk nicht auszumachen, war die durscheinende Skelettstruktur des Aufbaus doch gegen den Himmel kaum zu erkennen. Nachts jedoch erhellten Leuchtstoffröhren die abenteuerliche Konstruktion und lockten zahlreiche Besucher an. Auch die Aussichtsplattform in 17 Metern Höhe war einen Besuch wert, ganz zu schweigen von den Kunstausstellungen, die im Inneren des provisorischen Gebäudes stattfanden.

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Der Aufbau des Provisoriums aus Stahlgerüst im letzten Winter kostete aufgrund der widrigen Witterungsbedingungen viel Mühe und Zeit. Der Abbau ging stattdessen in fünf Wochen über die Bühne und das Prinzip des rückstandslosen Rückbauens funktionierte einwandfrei. 11.000 Kubikmeter umfasste das Gebäude. Zusammengelegt passten die 4.250 Bauteile hingegen auf einen Sattelschlepper. Dafür musste jedoch zunächst ordentlich gejätet werden, denn auch die Flora fand Gefallen an dem Gebäude. Hopfenpflanzen rankten sich zuletzt meterhoch am Gestänge nach oben. Da die Bauteile des Gerüsts nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt werden können, sind sie sicher bald wieder im Einsatz – verstreut über zahlreiche Baustellen oder für neue Kunstprojekte, die ihr besuchen könnt.

Riss zur Zusammenführung

Zum Bau dieses abenteuerlichen Gebäudes hatte ein Riss im bisherigen Gebäudekomplex der Pinakothek geführt. So blieb den vier ansässigen Museen nichts anderes übrig, als vorübergehend umzuziehen, bis die Sanierungsarbeiten abgeschlossen waren. Die Direktoren der einzelnen Museen waren von der Zusammenführung nicht angetan und ursprünglich vom „Baustellenmuseum“ kaum überzeugt. Die Vorbehalte hatten bereits im Vorfeld dazu geführt, dass die „Schaustelle“ – so der offizielle Name des Museums – an dem ursprünglich geplanten Standort in Berlin nicht gebaut werden konnte. Nach siebenmonatiger erfolgreicher Zusammenarbeit in München wollte jedoch kaum jemand zurück in die isolierten Verhältnisse des alten Gebäudes und man schwor sich mehr Interaktion für die Zukunft.


IMG: Thinkstock, iStock, xyno6

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