Ein Wald im Großstadtdschungel

Möchtest du in der Innenstadt wohnen und trotzdem von Wald umgeben sein? Dann musst du dir entweder eine Wohnung in Stadtparknähe suchen oder den sogenannten „vertikalen Wald“ in Palermo beziehen.

Palermos Stadtwald

Ökologisch nachhaltig, energieeffizient, klimaneutral – Begriffe der modernen Architektur, die großen Nutzen für Mensch und Umwelt bieten. Aber mal ehrlich: Wenn es darum geht, das Wunschdomizil zu beziehen, sind diese Begriffe nur graue Theorie. Jeder möchte gern dort wohnen, wo er sich wohlfühlt. Das gilt für das Innere der Wohnung oder des Hauses ebenso wie für die nähere Umgebung. Und wer blühende Natur erleben möchte, dem reicht es nicht, in einer Plattenbauwohnung der höchsten Energieeffizienzklasse ein paar Topfpflanzen auf dem Balkon zu ziehen. Die Architekten des italienischen Boeri-Studios haben ein Gebäude entworfen, das mitten in urbaner Umgebung so viel Natur bietet, dass man fast vergisst, sich mitten in Palermo, der Hauptstadt Siziliens, zu befinden.

Nebenbei auch nachhaltig

Interessant bei dem ehrgeizigen Bauprojekt ist, dass es dabei in erster Linie gar nicht um ökologische Nachhaltigkeit, sondern um die Nähe zur Natur geht. Die Menschen, die in den beiden Wohntürmen leben, sollen sich wohl in unmittelbarer Nähe zu Bäumen und Büschen fühlen. So bezogen sich in der Planungsphase die Überlegungen weniger auf Nachhaltigkeit, als viel mehr auf die Frage, wie man in bis zu 80 Metern Höhe Bäume ziehen kann, die nicht beim ersten Sturm weggefegt werden. Dafür testete man zahlreiche Baum- und Buschsorten im Windkanal. Für jedes Stockwerk wurden die Bedingungen präzise errechnet, Sonneneinstrahlung und Windstärke ermittelt. Den jeweiligen Anforderungen gerecht wurden gut 40 Baumsorten. Insgesamt beheimaten die beiden Türme 730 Bäume, 5000 Büsche und 11000 Bodendecker.

Natur für gut betuchte Mieter

Noch sieht das Gebäude recht karg aus, denn die meisten Pflanzen beginnen erst jetzt zu wachsen. Bald soll von den Betonwänden der Gebäude allerdings nicht mehr viel zu sehen sein. Ein automatisches Bewässerungssystem spendet jeder Pflanze die optimale Wassermenge, später kümmert sich ein Gärtnereiunternehmen um die Beschneidung und Düngung der Pflanzen. Geht es nach den Architekten, soll der Entwurf ein bezahlbares Modell für die Mittelschicht sein. Die Preise der Mietwohnungen der beiden Hochhäuser rangieren jedoch im Luxussegment. Schon die Ausgaben für Pflanzenpflege dürften so hoch sein, dass man sich dafür eine bescheidene Mietwohnung in Stadtnähe leisten kann – dann vielleicht doch wieder Topfpflanzen statt Buche.


Artikelbild: Thinkstok, iStock, sedmak

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