Eine etwas andere Familiengeschichte: „Der Junge, der Träume schenkte“

Luca Di Fulvio hat eine etwas andere Familiengeschichte geschrieben. „Der Junge, der Träume schenkte“ begeistert als gutes Weihnachtsgeschenk.

„Der Junge, der Träume schenkte“ ist die Geschichte des kleinen Natale, der mit seiner Mutter, Anfang des 20. Jahrhunderts, von Italien nach Amerika ausgewandert ist. In Amerika angekommen wird das Leben der zwei jedoch zunächst nicht besser, denn sie werden mit einem New York konfrontiert, in denen die Gangs regieren. So sind Armut und Gewalt an der Tagesordnung. Luca Di Fulvio hat eine Familiengeschichte geschrieben, die von den Jahren vor der Emigration, bis Natale ein junger Mann ist, reicht. Das fast 800 Seiten lange Buch, ist eine gute Mischung aus Drama und Liebesgeschichte, die perfekt für die kalten Tage geeignet ist.

Eine Familiengeschichte von Luca Di Fulvio

Die junge Italienerin Cetta wird mit 14 Jahren in Italien vergewaltigt. Aus der Vergewaltigung ist der Sohn, den sie auf den  Namen Natale tauft, entstanden. Als dieser 8 Monate ist, beschließt sie mit ihm im Dezember 1908 auszuwandern und im Land der unbegrenzten Möglichkeiten von vorne zu beginnen. Sie machen sich mit dem Schiff auf den Weg nach Amerika. Doch schon auf der Schiffsreise muss Cetta ihren Körper an den Kapitän verkaufen, um ihre Überfahrt überhaupt zu bezahlen. In Amerika angekommen wird der Name Natale von der Behörde kurzerhand in Christmas umgeändert. Ohne Geld und ohne Sprachkenntnisse beginnt die junge Mutter als Prostituierte zu arbeiten, während ihr Ziel weiterhin bleibt, ihrem Sohn einmal ein besseres Leben zu ermöglichen.

Gangs of New York

Christmas ist kein dummer Junge, denn er hat gelernt zu überleben. So gerät er des Öfteren in Schwierigkeiten, kann sich aber über Wasser halten und hat das Talent, andere Menschen für sich einzunehmen. In einer Welt, in der die Gangs regieren und der Stärkere überlebt, ist auch Christmas von der Macht der Gangs fasziniert. Doch sein Leben beginnt erst richtig, als er Ruth, die Tochter einer reichen jüdischen Familie, das Leben rettet. Er verliebt sich unsterblich in sie, doch zum einen ist Ruth von dem Erlebten noch stark traumatisiert und zum anderen akzeptieren ihre Eltern nicht den Umgang mit einem Nicht-Juden. Als Ruth dann auch noch quer übers Land wegzieht, manifestiert sich im dem Jungen ein Traum. Sein Traum ist es Radiosprecher zu werden, denn nur so kann er, dessen Talent darin liegt anderen dabei zu helfen, ihren „American Dream“ zu realisieren, ganz Amerika und somit auch Ruth erreichen.

Der Aufbau des Buches überzeugt

Die Geschichte ist in drei Erzählstränge geteilt: Die Zeit in Italien, vor der Emigration, Natales‘ bzw. Christmas‘, dann die Kindheit in New York und sein Leben als junger Erwachsener. Luca Di Fulvio hat ein spannendes, liebesvolles, unterhaltsames, zugleich trauriges und an manchen Stellen auch brutales Buch geschrieben. Man bekommt den Eindruck, man sei mit Christmas und all den New Yorkern, von denen man jetzt nicht zu viel verraten kann, mit dabei. Es ist ein zutiefst berührendes Buch, das einen mit ins New York der 20er Jahre entführt.

Di Fulvio, Luca 2011: Der Junge, der Träume schenkte. Bastei Lübbe Verlag. Köln

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