Energiewirtschaft: Das „Gigafab“-Projekt im Portrait

Bei der Installation von Solaranlagen liefert sich Deutschland mit China und den USA ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen. Während Deutschland einst nicht nur bei der Installation, sondern auch bei der Produktion Spitzenreiter war, haben die Billigproduktionen aus China dafür gesorgt, dass immer mehr Unternehmen der deutschen Solarbranche schließen mussten. Dies soll nun aber ein Ende haben und die nachhaltige Energieerzeugung „made in Europe“ wieder gestärkt werden.

Ein Gigakraftwerk für Europa

In Zusammenarbeit mit dem französischen Forschungsinstitut INES und dem Schweizer Zentrum für Elektronik und Mikrotechnik (CSEM) will das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg (ISE) ein Konsortium gründen, welches ein Förderkonzept für eine Photovoltaikfabrik mit einer jährlichen Kapazität von mindestens einem Gigawatt erstellen soll. Damit würde die geplante Fabrik ab 2017 etwa ein Viertel der derzeit jedes Jahr in Deutschland installierten Solaranlagen produzieren, und das zu Kosten, die unter denen der chinesischen Billigproduzenten liegen. Laut Studienautor Roland Wertz vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart (IPA) seien die heutigen Kostenvorteile der Chinesen vor allem auf die Skaleneffekte durch größere Produktionsmengen sowie Mengenrabatte auf Material- und Equipment-Einkäufe zurückzuführen. Ein ähnlich großes Werk in Europa könnte also bei den Preisen durchaus mithalten.

Günstige Solarmodule aus Europa

Zurzeit erreichen die europäischen Produktionsstätten meist nur eine Jahresproduktion zwischen 100 und 500 Megawatt und können nicht mehr profitabel Energie erzeugen. Mit einer modernsten Multi-Gigawatt-Fabrik könnte die Herstellung aber wieder international wettbewerbsfähig werden und auch die prognostizierten Preise der Chinesen unterbieten. Angaben des US-Marktforschungsunternehmens GTM Research zufolge werden die durchschnittlichen Modulproduktionskosten der Chinesen von den heutigen Kosten von 0,56 Dollar pro Watt auf 0,36 Dollar im Jahr 2017 sinken. Europäische Hersteller haben heute noch Kosten von 0,78 Dollar, aber mit einer Gigawatt-Fabrik könnten sie um mehr als die Hälfte sinken. Eine noch nicht veröffentlichte Studie über das Gigafab-Vorhaben und eine vom Baden-Württembergischen Umweltministerium beauftragte Kostenanalyse zeigt, dass der Plan realistisch ist.

Alles unter einem Dach

Durch die sogenannte vertikale Integration der verschiedenen Wertschöpfungsstufen einer Solarmodulherstellung soll die Produktion effizienter erfolgen. Konkret heißt das, dass die einzelnen Arbeitsschritte wie die Herstellung der Siliziumbarren, der Siliziumscheiben sowie der Zellen und Module nicht mehr getrennt voneinander, sondern zusammen mit dem Handel der Solarsysteme konzentriert unter einem Dach erfolgen. Die Ökostromproduktion könnte mit diesem neuen Ansatz frischen Aufwind bekommen und Verbraucher könnten von günstigeren Solaranlagen profitieren. Interessierte können hier mehr über das Thema stabile Ökostromproduktion erfahren.

Photo Credit: martiposa – Fotolia

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