John Le Carré: „Der ewige Gärtner“ – Grausamkeit der Pharmakonzerne in Afrika

Gestern lief der Film „Der ewige Gärtner“ auf Sat1 und ich wurde wieder an das gleichnamige wunderbare Buch von John Le Carré erinnert. Es ist ein schockierendes und aufrüttelndes Werk, eben so wie der Film, der einem das grausame Ausbeuten von ärmeren Ländern unserer westlichen Welt drastisch vor Augen führt.

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Wir alle ruhen uns auf dieser Ausbeutung aus und können gleichzeitig nicht anders. Und genau diesen Zynismus konnte man auch gestern vor der Glotze wieder sehen. Am Ende, als man gerade kranke, hungernde, afrikanische Kinder sah, blendete der Sender eine Vorschau für den „Prinz von Zamunda“ ein und zwischendrin konnte man natürlich wieder den Produktinformationen lauschen, die sich zum Teil auch noch um Medikamente und andere Dinge drehten, die mit größter Wahrscheinlichkeit auch auf Kosten Afrikas oder Südamerikas zu uns nach Hause kommen.

Okay, aber erst mal zur Story: Im Nairobi des Jahres 2000 tummeln sich elitäre britische Diplomaten, abgeschottet von Hunger und Elend um sie herum. Diese Welt wird scheinbar erschüttert als die Leiche der engagierten Tessa Quayle grausam zugerichtet in der Wildnis gefunden wird. Sie war die Frau des Diplomaten Justin Quayle und hat, ohne, dass ihr Mann davon wusste, auf eigene Faust gegen die üblen Machenschaften eines Pharmakonzerns ermittelt.

Der offensichtliche Mord wird schnell vertuscht und Justin beginnt an dem System, zu dem er gehört zu zweifeln. Er begibt sich auf Tessas Spuren und kommt dahinter, dass der Konzern heimlich Medikamenten-Tests an Afrikanern durchführt, die natürlich alle reihenweise verrecken. Und das alles nur aus Profitgier… Justin ignoriert alle Wahrnungen aufzuhören, wird selbst zum Gejagten und versucht verzweifelt den Kampf seiner Frau (David gegen Goliath) fortzuführen. Wird er so enden wie sie?

Autor John Le Carré entführt einen zunächst einmal in die Welt Afrikas. Man hat die Gerüche, die Hitze, die Laute alles im Kopf. Man ist mittendrin. Und zudem zeigt er uns, oder erinnert er uns, an die skrupellose Welt der Großkonzerne, die uns ja gerade erst durch die Finanzkrise schön vor Augen geführt wird. Menschenleben sind im Angesicht des Profits, des Fortschritts und des Luxus nichts wert. Das alte Bild: Ein paar wenige bereichern sich auf Kosten von Millionen anderen, die dabei zugrunde gehen. Und wir alle hängen mitdrin…

„Der ewige Gärtner“ ist einerseits ein spannender Thriller, aber vor allem ist er ein Abbild unserer traurigen modernen Welt, die tagtäglich neu auf Blut errichtet wird. Wer hirnlose Action erwartet, ist hier falsch. Es ist ein erschreckendes Abbild unserer Wirklichkeit, auf das man sich erst einmal einlassen muss.

Sowohl Film als auch Buch sind top! Für alle, die weiter denken wollen, absolut lesens- oder sehenswert… 

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