Klischees in Film und Fernsehen

Das Auto der Bösen explodiert bei nur einem Schuß, das Auto des Guten kann komplett durchlöchert werden, der Held überlebt. Wenn Flugzeuge in Gefahr sind, flackern die Lichter und Frauen tragen beim Sex immer BHs. Mehr Lust auf Klischees aus Film und Fernsehen? Bitte schön!

Wir lieben die schöne Filmwelt, aber ganz neu sind die gängigen Blockbuster dann doch nicht mehr. So wecken gewisse Klischees beim Zuschauer nur noch ein müdes Gähnen, da man genau weiß, dass nach einer sehr ruhigen Szene im Horrorfilm immer „unerwartet“ ein Monster (unterlegt mit Dolby Surround) aus der nächsten Ecke springen wird.

Filme, Klischees und Popcorn

Erstmal sind Helden nie Brillenträger, außer zur Tarnung (und dann werden sie auch nie erkannt) und müssen niemals auf Toilette. Und wenn, dann sind sie immer schon fertig, falls es wiedermal eine Schlägerei im Badezimmer gibt, die Bösen haben wohl noch Anstand. Wenn der Held dann doch schnell weglaufen will und gerade noch den Fahrstuhl erwischt, schließen die Türen immer sofort, auch Kugeln treffen ihn nie, obwohl die Bösen zwei Meter entfernt stehen und das Ziel eingepfercht in der Fahrstuhlbox steht.

Dann fährt er schnell nach oben und findet nur einen Hubschrauber vor. Kein Problem, per Telefon erlernt der Held auch das Fliegen innerhalb von Sekunden, wieder prallen die Kugeln ab, denn die Bösen erscheinen wie immer Sekunden zu spät, um den Guten noch zu erwischen. Gerne auch ist ein bester Freund dabei, oder, mal ganz modern, eine Frau, die entweder im Krieg fliegen gelernt hat oder das Abheben locker mit „das Ding kriege ich zwar hoch, aber landen kann ich nicht.“ kommentiert. Gelandet wird dann ein bisschen holprig, mit viel Sand und langen Kameraeinstellungen, den Helden passiert allerdings nichts, sie schauen sich aber nach überlebter Landung lange in die Augen und man weiß: Dieser Moment hat sie tiefer miteinander verbunden. Falls sie sich da schon küssen wollen, kommt kurz bevor sich beide Lippen berühren irgend ein Störfaktor dazwischen. Die Spannung muss ja gehalten werden! Vielleicht finden sie am Ende doch nicht zusammen??

Stromschläge: Klischee oder Unwissenheit?

Die nächste Actionszene ist nicht weit, und schon sieht sich die hübsche Frau umringt von Angreifern. Sie greift nach einem Stromkabel, das entweder einfach so herumliegt oder vorher abgeschnitten wurde. Sie greift es, ohne Probleme, ohne FI Schalter oder Sicherungen die rausfliegen. Strom trifft auch immer die Bösen. Nie würde die Heldin oder der Held einen Stromschlag abbekommen, weil man sich aus Versehen auf ein Kabel gestützt hat.

Dann wird erneut geflüchtet, dieses Mal steht Autofahren auf dem Plan, immer aber fährt der Mann, niemals die Frau. In südlicheren Gegenden wird immer durch einen Markt gefahren, Obst- und Gemüsestände stehen am Rand und müssen natürlich mitgenommen werden, der Verkäufer wird nie verletzt sondern kann im letzten Moment immer wegspringen. Man sieht ihn oft im Rückspiegel, wie er fluchend vor der kaputten Ware steht. Gerne auch wird seit „The  Transporter“ eine wilde Verfolgungsjagd auf der falschen Seite der Straße angestrebt, der Held schafft es immer, auszuweichen, die dummen Verfolger/Polizisten scheitern natürlich.

Das Anschnallen ist nicht wichtig und Autos gehen nie kaputt. Außer die Grenze zu einem anderen Land, der Unterschlupf oder eine besser Möglichkeit voranzukommen, wurde soeben erreicht.

Klischee Showdown und die rettende Frau

Irgendwann muss der Film ja auch ein Ende finden, ganz überraschend steht die hübsche junge Frau (Single, total wild, draufgängerisch, perfekte Figur, NIE älter als der Held aber extrem monogam und treu), die ganz zum Anfang auftauchte, wirklich auf den Helden und der Held hat auch wahre Gefühle für sie. Eine große Actionszene am Schluß darf aber nicht fehlen, bevor es gemeinsam gen Sonnenuntergang geht. Also wird geschossen und gekämpft, und zwar so lange, bis der Held gewonnen hat. Niemand stirbt durch einen Faustschlag an den Kopf oder an einer Flasche, die am Schädel zerbricht.

Der Held wird wahlweise angeschossen oder zerschrammt, bemerkt die Wunden aber nicht und sieht einfach nur männlich zerschlissen aus. Er springt von hohen Gebäuden, fällt durch Glasscheiben, nie aber bricht er sich den Knöchel oder ein Gelenk, immer sind es nur Schrammen, auch das Gesicht wird nicht entstellt. Selbst die Kugel im Arm lässt Männer nicht mit der Wimper zucken, ganz im Gegenteil zu dem Moment, in dem die Geliebte die Wunde mit ein wenig Alkohol reinigt…

Aber die Deutschen sind keineswegs einfallsreicher wenn es um den Plot geht. Man denke an den typischen Tatort in 60 Sekunden… Nun aber genug der Klischees. Schluss für heute, sonst wird der deutsche Krimi noch zur deutschen Komödie.

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