Stephan Puchner: „Nebelheim“ – Furioses Erstlingswerk

Gerade in den letzten Jahren boomen ja die historischen Romane und im Zuge dessen bekommt man ja eine Menge Schrott hinterhergeworfen. Und mal ganz ehrlich, könnt ihr noch Romane über ach so starke Frauen in einer ach so gemeinen Welt lesen? Ich jedenfalls nicht mehr! Absolut erfrischend ist in diesem Kontext das Romandebüt des Filmemachers Stephan Puchner mit dem Titel „Nebelheim“.

Was einem an Puchner sofort auffällt, ist die herausragende Sprache. Endlich mal wieder ein historischer Roman, bei dem der Autor auch wirklich schreiben kann und nicht nur glaubt es zu beherrschen! Seine Sprache schlägt gekonnt einen Spagat zwischen der mittelalterlichen und der modernen Redeweise. So hat man zwar das Gefühl direkt im damaligen Geschehen zu sein, aber trotzdem wirkt es nicht verstaubt oder gar gekünstelt.

Wir befinden uns also im Jahr 1438. Erich XIII., König des Nordischen Reiches, ist bei seinem Volk wenig beliebt und hat meist nur Unheil über es gebracht. Nun liegt er im Sterben und muss nach Gotland fliehen. Mit letzter Kraft gelingt ihm dies auch zusammen mit seinem Schreiber Rikmann. Diesem will der König nun seine Lebensgeschichte diktieren. Doch im Grunde hat er nichts Gutes zu berichten und Rikmann weigert sich zu lügen.

Als eines Tages der Kartenzeichner Nicolaus Swart auftaucht, den Erich einst aussandte um das sagenumwobene Nebelheim, eine legendäre Insel, von der die Templer glaubten sie sei der Übergang zwischen der Erde und Grünland, zu finden, ahnt der König, dass er doch etwas Gutes zu berichten hat. Doch Swart rückt nur langsam mit der Geschichte seiner fantastischen Reise heraus und dem König läuft die Zeit davon, denn seine Feinde haben seinen Fluchtort herausgefunden und kommen immer näher…

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„Nebelheim“ gehört zu den Büchern, die einem von der ersten Seite an in ihren Bann ziehen und die man gleichzeitig aber nur schwer beschreiben kann. Die Geschichte ist einerseits historisch genau recherchiert und man fühlt sich zurückversetzt in die Zeit als Amerika noch nicht entdeckt war und die mutigen Seefahrer jederzeit Gefahr liefen vom Rand der Welt zu stürzen. Andererseits wird man Stück für Stück mitgenommen in die Welt von Nebelheim, aber eben nicht so, dass es zu einer Fantasygeschichte ausartet. Die Einfälle sind herrlich skurril und auch der Humor kommt an vielen Stellen nicht zu kurz.

Das Buch ist spannend und besonders das Ende ist extrem unerwartet. Wenn Stephan Puchner so weiter macht, hätte er wirklich die Möglichkeit das Genre der historischen Romane neu zu gestalten. Mit Leuten wie Daniel Kehlmann kann er auf jeden Fall locker mithalten.

Unbedingt lesen! 😉

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One Comment

  1. Frank

    10. Februar 2009 at 16:38

    Liebe Nina,

    deine Empfehlung hat mich auch hier sehr neugierig gemacht und ich wollte nicht abwarten, bis dieses Buch als Taschenbuch erscheint. Am Anfang ging mir dieses Buch und die Sprache etwas schwierig ab… aber wenn man sich an die Sprache gewöhnt hat, liest es sich so, als wäre man in dieser Epoche zugegen.
    Im Grunde eine traurige Geschichte von „Suchenden“, welche sich in dem sagenumwobenen „Nebelheim“ manifestiert. Egal ob es Herrn Swart, Herrn Rikmann oder den König selbst betrifft.

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