Warum wir zu koronaren Herzkrankheiten neigen

Warum wir zu koronaren Herzkrankheiten neigen

Regelmäßiges Rauchen, Übergewicht, wenig Bewegung und seelischer Stress gelten als Risikofaktoren für die koronare Herzkrankheit. Daneben spielt aber auch das individuelle Erbgut eine große Rolle: Forscher kennen verschiedene genetische Merkmale, die dazu führen, dass die Herzkranzgefäße verkalken. In einer Studie wurde jetzt entschlüsselt, warum die koronare Herzkrankheit trotzdem nicht durch die natürliche Selektion beseitigt wurde.

Was ist die koronare Herzkrankheit?

Die koronare Herzkrankheit macht sich auf unterschiedliche Weisen bemerkbar. Zumeist beeinträchtigen die Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen die Funktion des Herzens. Der Herzmuskel kann nicht ausreichend mit Blut versorgt werden. Im schlimmsten Fall kommt es infolge der Erkrankung zu einem tödlichen Infarkt, weshalb die koronare Herzkrankheit auch zu den häufigsten Todesursachen zählt.

Schon die alten Ägypter litten unter der koronaren Herzkrankheit. Heute wird die Zahl der Patienten weltweit auf 110 Millionen geschätzt. Wieso hält sich eine zumeist tödlich verlaufende Krankheit derart hartnäckig in der Menschheit? Sollte die Evolution nicht dafür sorgen, dass wir immer fitter und resistenter werden?

Studie deckt evolutionären Kompromiss auf

Mit solchen Fragen beschäftigten sich jüngst Forscher von der University of Melbourne. In der Regel halten sich nur Gene mit positiven Auswirkungen im menschlichen Erbgut, schädliche werden aussortiert. „Deshalb war unklar, warum die Koronare Herzkrankheit beim modernen Menschen so häufig auftritt und ein globales Gesundheitsproblem darstellt“, erklärt Sean Byars, einer der australischen Wissenschaftler.

Bei der Untersuchung zahlreicher genetischer Regionen von Menschen aus allen Teilen der Welt stellte sich heraus, dass die Entstehung der koronaren Herzkrankheit tatsächlich einen positiven Effekt hat. „Nach weiteren Untersuchungen entdeckten wir, dass Koronare Herzkrankheits-Gene auch für die Reproduktion wichtig sind“, sagt Co-Autor Michael Inouye von der University of Melbourne, „und dass diese Erbanlagen an wichtigen Funktionen der männlichen und weiblichen Fruchtbarkeit beteiligt sind. Beispielsweise sind sie in den Hoden und Eierstöcken aktiv.“ Er geht deshalb von einem evolutionären Kompromiss aus: Die koronare Krankheit tritt meist erst in fortgeschrittenem Alter auf, wenn die Fortpflanzung bereits abgeschlossen ist.

Forschungskollege Byars fügt jedoch hinzu: „Das heißt nun nicht, dass Menschen mit vielen Kindern eher zu Herzkrankheiten neigen. Es bedeutet wohl nur, dass die Neigung zu dieser Schwäche generell ein Nebenprodukt bei der Evolution der Fruchtbarkeit des Menschen war.“

Foto: Thinkstock, 178839510, iStock, bevangoldswain

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