Bei diesen Bushaltestellen ist Verspätung erwünscht

Eine Sightseeingtour mit dem Bus lohnt sich in Städten wie London auf jeden Fall. Doch auch die österreichische Gemeinde Krumbach, mit ihren knapp 1000 Einwohnern hat bald Sehenswürdigkeiten zu bieten, die eine Busreise rechtfertigen. Sieben internationale Architekturbüros arbeiten zeitgleich am Projekt „Bus:Stop“, mit dem Ziel die schönsten, funktionellsten und visionärsten Bushäuschen zu bauen. Man könnte das Projekt als gesunde Konkurrenz bezeichnen, denn die Bedeutung des Unternehmens ist nicht dadurch gekennzeichnet, Wartehäuschen im österreichischen Hinterland zu bauen, sondern mit konkurrierenden Architekturbüros Schritt halten zu können. Der Spaß soll trotzdem im Vordergrund stehen, schließlich bekommen Architekten selten die Freiheit, zu bauen, wie es ihnen gefällt, ohne sich an strenge Vorgaben von Bauherren und Firmen halten zu müssen.

Mutige Anfrage

Die kühne Idee stammt vom Verein „Kultur Krumbach“, der den Direktor des Wiener Architekturzentrums Dietmar Steiner darum bat, sie mit international etablierten Architekten zu besetzen. Steiner ließ sich Zeit mit seiner Antwort und stellte schließlich die Bedingung, dass es sich bei den Architekturbüros um „kleine Büros mit skulpturalem Interesse“ handele. Dafür verrichteten die Baukünstler ihre Arbeit kostenlos. Lediglich eine Woche Urlaub im österreichischen Bundesland Vorarlberg war inbegriffen und  alle Baumaterialien wurden gesponsert.

Unter diesen Voraussetzungen fanden sich im Lauf der ersten vier Wochen sieben internationale Architekturbüros, die bereit waren, an dem Projekt teilzunehmen. Die Architekten kamen aus Belgien, Norwegen, Russland, China, Spanien, Japan und Chile und waren spontan begeistert von der traditionellen Bauweise im österreichischen Vorarlberg. Dies zeigte sich beim Eintreffen der Entwürfe, die sich fast ausnahmslos auf den Bau mit heimischen Hölzern konzentrierten.

Pragmatismus hat Vorrang

Bis zum Frühjahr 2014 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Eine Grenze ist der künstlerischen Freiheit aber dennoch gesetzt: Als Baufläche stehen nicht mehr als 1,5 bis 2,5 Quadratmeter zur Verfügung. Der erste Pavillon steht bereits. Der Holzbau des chilenischen Architekten Smiljan Radic, der sein Bushäuschen aus Glas und Stahl traditionell mit zwei Holzsesseln ausgerüstet hat.

Bis auf den Entwurf des Japaners Sou Fujimoto sind alle Projekte sehr funktional gehalten. Einzig dem japanischen Bushaltestellenwartehäuschen kommt keine schützende Funktion bei: kein Dach und kein Windschutz, dafür offener Dialog mit der Natur. Offensichtlich hat Fujimoto die österreichische Landschaft besonders lieb gewonnen.

Artikelbild: Screenshot: kulturkrumbach.at/#!busstop/c1vtw

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