„Der Begleiter“ von Norbert Kron: Sind wir alle käuflich?

Mit seinem zweiten Buch „Der Begleiter“ ist dem Autor Norbert Kron ein bissiges, satirisches und ein wenig tragisches Werk über unsere heutige Gesellschaft gelungen, die für Geld fast alles tun würde, aber doch nicht glücklich wird.

Norbert Kron, der selbst wie sein Protagonist, Kulturjournalist ist, zeigt uns hier sehr deutlich die Käuflichkeit unserer modernen Gesellschaft auf und wie wir alles, sogar die Liebe, zu einem geschäft machen.

Alexander Felitsch ist ein hochqualifizierter Kunstjournalist, der für Geld fast alles schreiben würde. Doch als sich seine Berliner Redaktion auflöst, kann er sich als Freier Journalist nicht mehr so recht über Wasser halten. Was also tun? Felitsch arbeitet von nun bei einem Escortservice.

Und auch hier lernt er schnell den Leuten nach dem Mund zu reden und ihnen auch in sexueller Hinsicht ihre Wünsche zu erfüllen. Er beherrscht das Spiel mit der Liebe fast perfekt, bis er seine Kundin Lisa Vonhofen kennenlernt. Sie weist ihn geschickt zurück und schnell dreht sie indirekt den Spieß um: er begehrt sie nun. Gemeinsam reisen sie nach Italien und nach Kalifornien und es beginnt ein interessanter psychologischer Machtkampf zwischen den beiden, bei dem Felistch nach und nach zu sich selbst findet.

Er merkt, dass die Käuflichkeit in allem steckt, dass der Escortservice nur das eigentliche Liebesleben heutzutage wiederspiegelt und vor allem beginnt er den Begriff Liebe für sich neu zu definieren.

Norbert Kron hat einen wirklich guten Schreibstil. Bissig und teils zynsich hält er der modernen Gesellschaft de Spiegel vor, ob es nun der Niedergang des Journalismus in die Käuflichkeit ist, oder das Abrutschen der Emotionen, der Liebe, in dieselbe Richtung ist. Er zeigt uns das Gefühlsleben des Protagonisten auf. Sensibel nähert er sich dem Charakter und den zwischenmenschlichen Beziehungen und gewährt so dem Leser intime Einblicke ohne jemals in Jämmerliche zu verfallen.

Am Ende flaut der präzise Stil leider etwas ab und die Geschichte wandelt sich, aber das Muss vielleicht auch so sein, damit man die Veränderung direkt spürt und vor allem auch noch einen Funken Hoffnung findet.

Alles in allem mal wieder ein anspruchsvolleres Buch, das sich unseren heutigen Klischees der Liebe nähert und sie gekonnt zerschlägt.

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One Comment

  1. Maren

    21. August 2008 at 20:31

    Danke für die Rezension!
    Das Buch steht schon länger auf meiner Merkliste, war aber etwas arg wiet nach unten gerutscht.

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