Wieso wurden am 10. Mai 1933 Bücher verbrannt?

Die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 stellt nur ein Ereignis in einer langen Kette von Bücherverbrennungen dar, die im Frühjahr desselben Jahres begannen und erst im Spätsommer endeten. Zweifellos gehören die Bücherverbrennungen zu den dunkelsten Kapiteln neuerer deutscher Geschichte, doch wer war daran beteiligt und was sollte damit erreicht werden?

Was geschah am 10. Mai 1933 in Deutschland?

Vertreter der Deutschen Studentenschaft, Professoren, Männer der SA und sogar Polizisten drangen am 10. Mai 1933 in öffentliche Bibliotheken ein und schleppten Tausende von Büchern auf die Straße. Auch vor privaten Büchersammlungen machten sie nicht halt. In großen Scheiterhaufen wurden in insgesamt 21 deutschen Hochschulstädten Schätzungen zufolge etwa 25.000 Bücher jüdischer, marxistischer und pazifistischer Schriftsteller verbrannt, deren Werke die NS-Führung zu „undeutschem Schrifttum“ erklärt hatte. Darunter Werke von Karl Marx, Sigmund Freud, Heinrich Heine und Erich Kästner. In Berlin hielt gegen Ende des Abends Propagandaminister Joseph Goebbels eine Rede und verlieh dem Ganzen einen offiziellen Charakter. Über das Ereignis wurde in den Zeitungen und im Rundfunk ausführlich berichtet.

Alles „undeutsche“ Gedankengut sollte brennen

Der Bücherverbrennung am 10. Mai ging eine lange Phase der Vorbereitung seitens der Deutschen Studentenschaft und des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes voraus. In den am 12. April 1933 veröffentlichten „12 Thesen“ wurden vorher die Positionen und Ziele der „Aktion wider den undeutschen Geist“ zusammengefasst. Jegliches Gedankengut, das jüdische, sozialdemokratische, kommunistische oder liberale Züge aufwies, wurde angeprangert. Seine Vertreter wurden angefeindet, boykottiert und später sogar verfolgt. Ihre Bücher nannte man „schädlich“ oder auch „zersetzendes Schriftgut“. Am 6. Mai begann kam es zu einer landesweiten Plünderung von Leihbibliotheken und Buchhandlungen.

Ein unheimliches Spektakel

Um die Gruppendynamik und die Faszination an der Bücherverbrennung zu begreifen, sind zwei zentrale Elemente der Aktion von Bedeutung. Einerseits wohnte dem Verbrennen ein mystisches Element inne. Mit dem symbolischen Akt der Reinigung durch Feuer sollte alles „undeutsche“, als „verseucht“ und „unarisch“ empfundene, vernichtet werden. Beim Hineinwerfen der Bücher wurden zudem sogenannte Feuersprüche ausgesprochen. Diese weckten ebenfalls Assoziationen von magischem Handeln. Dem Propaganda-Stab der Nazis gelang eine spektakuläre Inszenierung. Dies erklärt auch das Interesse tausender Schaulustiger, die diese Aktion deutschlandweit begleiteten.

Bildurheber: Jeanette Dietl – Fotolia.com

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