Nein sagen ist online leichter

Nein sagen ist online leichter

Wer andere um einen Gefallen bittet, sollte lieber das persönliche Gespräch suchen. Denn per E-Mail kommt häufiger eine negative Antwort als in der direkten Kommunikation. Das bestätigt auch eine aktuelle Studie.

Bei anderen um Hilfe zu bitten kostet Überwindung. Die Angst vor Ablehnung hemmt dabei genauso stark wie die Scheu, sich selbst zu entblößen. Wer von anderen etwas will, äußert seine Bedürfnisse. Das macht verletzlich und angreifbar. Doch wir unterschätzen bei Anliegen dieser Art unsere Überredungskünste und das Mitgefühl unserer Mitmenschen. Wer um Hilfe bittet, bekommt diese meistens auch. Das liegt daran, dass der Gefragte denjenigen nicht enttäuschen möchte, der nach Hilfe sucht, sei das Problem noch so banal, der Gefallen noch so kompliziert.

Per E-Mail kommt öfter ein Nein, zeigt Studie

Anders ist es, wenn sich die Kommunikation von der persönlichen Ebene ins Internet verlagert. Tragen wir unser Anliegen per E-Mail vor, bekommen wir öfter ein Nein zurück. Das hat eine Studie aus Nordamerika nun bestätigt.

Die Wissenschaftler aus den USA und Kanada veranlassten Probanden dazu, per E-Mail eine Bitte an  Kommilitonen zu schreiben. Zuvor baten sie die Verfasser darum, zu schätzen, wie viele negative Antworten sie zurückerhalten würden. In einem weiteren Test leiteten die Forscher die Studenten an, Kommilitonen persönlich um einen Gefallen zu bitten. Das Ergebnis: Die persönliche Ansprache brachte mehr positive Resonanz als die E-Mail. Dazu überschätzten die Probanden ihre Überzeugungskraft in der virtuellen Welt: So war die Anzahl der vermuteten positiven Rückmeldungen deutlich größer als die Anzahl der tatsächlich erfreulichen Antworten.

Die Forscher empfehlen deshalb, lieber persönlich um einen Gefallen zu bitten als eine E-Mail zu schreiben.

Immer online, immer erreichbar: Das verändert die Gesellschaft

Inwiefern die Online-Kommunikation und permanente Erreichbarkeit unser soziales Leben verändert, untersuchen der deutsche Psychologe und Soziologe Peter Vorderer und der deutsche Forscher Christoph Klimmt seit Längerem. Neben der Frage, wie wir mithilfe des Internets unsere Probleme lösen, nehmen sie auch das veränderte Selbstbild und die veränderten Beziehungen zu Mitmenschen unter die Lupe. Dass die ständige Erreichbarkeit die räumliche Nähe ersetze, ist eine ihrer Beobachtungen. Eine weitere: Während Gespräche früher Anfang und Ende hatten, sind sie online meist eher bruchstückhaft und erscheinen ewig fortsetzbar. Außerdem sei mit der permanenten Erreichbarkeit und Kommunikation auch die Bereitschaft gesunken, Verabredungen einzuhalten. Per elektronsicher Nachricht oder Chat ist es eben leichter abzusagen als persönlich.

Bildquelle: Pixabay, 1839105, Pexels

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