Der kleine Unterschied: So unterscheidet man Nerds von Hipstern

Seit sie die Hornbrille und Opa-Jacken in Beschlag genommen haben, ist es schwer, die Hipster von den Nerds zu unterscheiden, manch unwissender Naivling schert sie sogar unbedacht über einen Haufen, ein grober Fehler, der vor allem in der Nerd-Community für Stürme der Entrüstung sorgt.

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Hornbrille, Hochwasserhosen und Hosenträger, so sortierte das Fernsehen (Steve Urkel, Revenge of the Nerds), die Modeindustrie und selbst Alles Klischees den normalen Nerd ein, doch Äußerlichkeiten waren noch nie so wichtig für diese Community, weshalb es weniger ärgerlich ist, dass Hipster ihren Stil abkupfern, wohl aber, dass sie sich dadurch gerne selbst als Nerds bezeichnen, obwohl sie keine sind.

Kleider machen Leute, aber keine Nerds

Der Nerd ist ein Studierter und nicht nur das, er ist ein Studierter, der passioniert über seinen Büchern und Laptops sitzt, alle Information aufsaugt wie ein Schwamm und meistens sogar in der Lage ist, diese wortwörtlich wieder zu geben, ob man nun danach fragt oder nicht. Nerds sind für die meisten ein Mysterium, weil sie sehr spezifische Hobbies haben, in die sie sich mit voller Wucht hinein stürzen. Da diese selten so männlich-stereotypische Aspekte wie Sport oder Autos beinhalten, wird hier mit zweierlei Maß gemessen, denn ein Fußballfan ist sicher genau so ein Nerd wie ein Star Wars Fanatiker, rettet sich aber durch betrunkenes Gegröhle und männliche Einschüchterungschöre im Stadion. Der Nerd ist ebenso passioniert, sogar einschüchternd, das aber vorwiegend im Internet, wo er in Foren und Kommentaren für Angst und Schrecken sorgt. Persönliche Auseinandersetzungen mit Nerds wird man wohl selten erleben, weshalb er in der nicht-virtuellen Welt oft als „Weichei“ bezeichnet wird.

Kleider machen Hipster – Immer!

Der Hipster ist ein Trendnerd, aber da Trends so flüchtig wie der Zimthauch eines Macchiolatte zur (selbst gedrehten) Zigarettenpause sind, können sie sich nie wirklich mit ihnen auseinandersetzen, so dass ihr Wissen einem Spinnenetz gleicht, das für ihre Zwecke – dem kurzweiligen Vorführen ihrer Weltgewandheit und Stilbewusstseins – stabil ist, aber jedem äußeren Druck nicht wirklich standhalten kann. Deshalb greift der Hipster immer nur die oberflächlichsten Aspekte einer Sache auf, so etwa den Hornbrillen und Hochwasserhosen der Nerds, oder den einen Photoshop Filter, der alles in Sepia färbt, oder das eine WordPress Plugin, das dem eigenen Blog ein witziged Gif in die obere Hälfte setzt.

Diese beiden sozialen Gruppen auseinander zu halten, ist manchmal gar nicht so einfach, zumindest nicht auf den ersten Blick und wie sollen wir sonst Menschen einschätzen, als auf den ersten Blick? Deshalb hab ich mir einmal die Mühe gemacht habe, eine Liste einiger Erkennungsmerkmale zu sammeln, die auf Hipster oder Nerds schließen können:

Die Gemeinsamkeiten:

  • Anachronistische, farblich abschreckende Kleidung, die sämtliche schlimme Aspekte der 80er und 90er verinnerlicht oder aber wie Opas Kleiderschrank aussieht.<
  • Apple-Produkte können zwar den Hipster vom normalen Indie/Alternativefan unterscheiden, aber nicht vom Nerd, der von der geheimen League of Nerds dazu verpflichtet ist, alle Steve Jobs Produkte anzubeten. Allerdings nutzt der Nerd diese Produkte auch im vollen Umfang und nicht nur, um Vintage Fotos zu schießen und zu versenden und belanglose Facebook-Einträge zu schreiben. Das Gleiche gilt übrigens auch für Kameras und andere hippe, technische Geräte.
  • Beide Gruppen tanzen auf Konzerten nicht (allerdings aus verschiedenen Gründen, der Hipster ist zu cool, der Nerd zu ungelenk).
  • Beide Arten sind blass (auch hier aus verschiedenen Gründen, der Hipster findet es stylish, der Nerd geht einfach ungern an die Sonne).

Die Unterschiede: 

Hipster

  • Nerdkleidung mag absolut IN sein, aber eine Nerdfrisur (also keine Frisur) würde nie und nimmer gehen, weshalb ein stylisher, meistens merkwürdig aussehender 50€ Haarschnitt zu jedem Hipster mit Selbstrespekt gehört.
  • Gezupfte Augenbrauen und Make-Up sind keine Seltenheit im Hipsterversum, ein weiteres Indiz ist auch der Schnurrbart in Kombination mit der 50€ Frisur kann man zu 100% bestimmen, wen man da vor sich hat. Großspurige, „ironische“ Acessoires gehören auch dazu, bis auf eine gut funktionierende Uhr wird der Nerd da selten geschmückt sein.
  • American Apparel, Topshop und Monki sind Markenkleidungsnamen, die jeder Hipster im Schlaf flüstert.
  • Hipster lesen gerne philosophische und/oder französische Literatur in der Öffentlichkeit. Wahrscheinlich lesen sie gar nicht, sondern tun nur so, aber das wird für immer ihr Geheimnis bleiben, es sei denn, man spricht sie darauf an, was man sicher nicht möchte, weil sie immer genervt sind, wenn sie in der Bahn oder im Park von fremden Weirdos angesprochen werden.
  • In Konversation wird der Hipster alles kennen, wovon man erzählt, aber immer sehr schnell das Thema wechseln, sobald es an die Substanz geht. Das wurde mehrmals erprobt und als ultimativer Hipster-Test anerkannt.
  • Dem Hipster sind selbst seine Lieblingsthemen eigentlich egal, weshalb es unmöglich ist, ihn von irgendwas zu überzeugen, denn für Überzeugung braucht man bekanntlich auch Interesse.
  • Hipster fühlen sich überall beobachtet, weil sie so weltgewandt und mondän wirken, zu erkennen ist das an ihren selbstsicheren, gleichzeitig sehr forciert wirkenden Auftritten in jeglichen sozialen Situationen, die vor allem immer fotografiert und direkt ins Netz gepostet werden.
  • ES SIND KEINE ECHTEN BRILLENGLÄSER!

Nerds

  • Der Bartwuchs ist – wenn er vorhanden ist – entweder fleckig oder aber ungestüm und ungetrimmt und trifft sich nicht selten mit einem eher simplen Haarschnitt, bzw. gar keinem. Der Bart eines Nerds entsteht aus dem Widerwillen, sich zu rasieren, oder aber, um physische Nachteile zu kaschieren, etwa das fehlende oder doppelte Kinn, sowie ein allzu jugendliches, wenn nicht sogar kindliches Aussehen, da ein Bart bekannterweise ca. 15 Jahre hinzu „zaubert“.
  • Die Kleidung ist praktisch und daher selten stylish, muss aber lange nicht billig sein, sitzt aber meistens nicht gut (das ist der große Unterschied zwischen Hipster und Nerd-Kleidung!). Die Turnschuhe sind meistens Laufschuhe, die Jacken eine Nummer zu groß und warm, aber leider unförmig und langweilig. Unter dem karierten Hemd wird sich immer noch ein Unterhemd oder T-Shirt befinden und jegliche Schuhart wird nur mit Socken getragen (im Gegensatz zum Hipster, der so gut wie alles ohne Socken trägt).
  • Er mag nicht über alles reden können, aber wenn man ein Thema trifft, das den Nerd interessiert, kann man nächtelang mit ihm darüber diskutieren.
  • Der gemeine Nerd hat eine betonfeste Meinung zu Themen, weshalb es schwer bis unmöglich ist, ihn in einer Diskussion umzustimmen.
  • Nerds fühlen sich überall beobachtet, weil sie als Außenseiter von Bullies darauf getrimmt wurden, überall den Feind zu vermuten, der ihre Unterhose hoch zieht und sich über ihre Intelligenz und angeborene Sehschwäche lustig macht. Zu erkennen ist dies an ihren kaum merkbaren, Ninja-ähnlichen (minus dem Coolfaktor) Auftritten in jeglichen sozialen Situationen. Man wird sie selten oder nie auf Foto bannen können, weshalb schon öfter der Verdacht geäußert wurde, dass nicht wenige Nerds getarnte Vampire sind.

Mit diesem Wissen bewaffnet könnt ihr nun Hipster und Nerds innerhalb weniger Minuten außeinander halten, was nicht selten Leben retten kann, etwa wenn Terroristen mittels gefährlicher Computerprogramme die amerikanische Stromversorgung hacken und zerstören wollen, so dass man dringend einen Nerd und keinen Hipster braucht, um die Bösewichte zu stoppen…

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One Comment

  1. Name

    22. Juli 2012 at 02:36

    Das mit Apple ist ein großer Fehler. Niemand der halbwegs intelligent ist wird eines der modernen Apple Produkte besitzen. Apple ist der Inbegriff der Entfremdung des Menschen von der Technik. Wenn es ein Computer-bezogenes Merkmal für Nerds gibt dann ist das höchstens der Einsatz von DOS. Und zwar nicht (nur) um Computerspiele zu spielen sondern weil man mit DOS einfach mehr machen kann als mit den Klicki Bunti Betriebssystemen. Der Hippster hingegen hat Apple Produkte, weil die „Intuitiv“ sind oder vieleicht Linux um einfach anders zu sein. Wobei der Nerd auch oft Linux hat weil man damit mehr machen kann als mit Windows. Oft sind natürlich beide gezwungen Windows zu nutzen, weil die Hardwarehersteller oft die Ansteuerung der von Geräten geheimhalten, was aber niemand gerne tut. Wenn der Hipster überhaupt Programmieren kann, dann warscheinlich in Java oder vieleicht sogar PHP (die beide nichtmal richtige Programme erzeugen können, aber eben für das hippe Internet nützlich sind). Der Nerd hingegen kann richtig programmieren in „normalen“ Programmiersprachen wie Assembler, BASIC, C, FORTRAN, Maschinencode, Pascal, usw. Prinzipiell ist der Nerd Pragmatiker. Wenn Internetanschluss oder Handy für ihn nützlich sind, hatte er sie schon lange bevor sie intuitiv und hipp waren. Wenn er sie nicht bracht hat er sie auch heute nicht. Und der Hipster ist natürlich bei Facebook andgemeldet. Dann gibts da natürlich noch den Geek, die Kreuzung aus Hipster und Nerd …..

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