„Mängelexemplar“ von Sarah Kuttner – Nomen est omen

So, und wieder ist es soweit… Eine neue geschickt konstruierte PR-Welle überrollt das Land. Man nehme ein erfolgreiches Girlie, das fast jeder kennt, das jetzt aber leider schon zu alt ist um bei VIVA oder MTV zu arbeiten und erzählt ihr, sie sei Autorin oder besser noch Schriftstellerin. Klar, dass sie dann sofort begeistert ihren ersten Roman schreibt, der dank genialer PR auch sofort auf den Bestseller-Listen dieses Landes landet.

Aber sowieso scheint die Literatur inzwischen eh nur dem Fernsehen und der Geld-Scheffelei zu gehören… Heraus bei diesem Brei kommt dann so ein Buch wie „Mängelexemplar“ von Sarah Kuttner. Ein Spiegel unserer Zeit, wahrlich, und was für einer!

Nur blöd, dass man beim Schreiben auch die Fähigkeit dazu haben muss und dann ist da auch noch die lästige Recherche. Aber wenn man nur zwei Monate Zeit hat… Gut, man nimmt sich halt ein Modethema und peppt das noch mit Pseudo-Möchtegern-auf-lustig-getrimmter Jugendsprache auf.

„Eine Depression ist ein fucking Event“, so beginnt das Buch und so geht es auch weiter. Die 27-jährige Karo hat ihren Job verloren und dann noch ihren Freund, der ihr aber eh seit längerem schon auf die Nerven geht. Nun plappert sie sich mit Anglizismen und konstruierter Ironie vollgepackt durch das, was die Autorin eine Depression nennt. Klar, in einer Gesellschaft, in der man nur gut drauf sein kann, sind alle anderen normalen Gefühle gleich eine Krankheit.

Das, was die Protagonistin durchmacht, ist einfach die normale Lebensphase des Selbstfindens und Suchens. Traurigkeit, Melancholie, Liebesschmerz, all das sind reale und absolut zulassenswerte Gefühle und keine Krankheit! Aber daran merkt man schon, dass Kuttner den MTV- und Medien-Style komplett verinnerlicht hat. Man hofft beim Lesen stets darauf, dass sich das Buch als Satire entpuppt, doch leider soll es wohl ernst gemeint sein. Recherche, wozu? Man merkt schon, dass sie sich niemals mit der echten Krankheit Depression auseinandergesetzt hat oder gar mit Psychologie. Und so mäandert das Buch durch eine banale Tiefpunkt-Phase, die jeder Mensch in seinem Leben einfach mehrmals durchleiden muss. Das als Depression zu bezeichnen, ist eine Beleidigung für alle, die ernsthaft an dieser Krankheit der Seele leiden und auch für die, die sich oder die Gesellschaft einfach hinterfragen.

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Naja, am Ende ist ja alles wieder gut, denn die Protagonistin hat die heilende Wirkung von Psychopharmaka für sich entdeckt und man fühlt sich fast an eine Schleichwerbung erinnert. Seien Sie fröhlich, fröhlich, fröhlich! Unterdrücken Sie alle negativen Emotionen! Wenn das nicht geht, dann sind Sie krank! Nehmen Sie daher Drogen!

Dann kann man vielleicht das permanente Geplapper der Ich-Erzählerin in „Mängelexemplar“ ertragen oder wird am Ende noch genauso… Der Titel passt übrigens wie die Faust aufs Auge: flache Charaktere, flache Handlung, schlechter Stil, wenig Witz, wenig Ernst, kein Nachdenken erlaubt. Jaja, ein Spiegel unserer Gesellschaft…

Hier gehts zu Kuttners Seite…

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