Vorsicht bei Indexfonds: nicht immer ist drin, was draufsteht

Indexfonds gehören zu den innovativen Finanzanlagen am Kapitalmarkt, die sich bei Investoren großer Beliebtheit erfreuen. Sie ermöglichen es, mit überschaubaren Geldbeträgen in vielen Wirtschaftsbereichen – zum Beispiel Aktienmärkten, Branchen oder Regionen – zu investieren. Damit lässt sich sehr gut Risikostreuung und die Mischung unterschiedlicher Anlagekategorien realisieren. Doch nicht längst jeder Indexfonds bildet den angegebenen Index auch tatsächlich ab.

Die Konstruktion: künstliche oder physische Replikation

Es gibt grundsätzlich zwei Methoden der Konstruktion von Indexfonds: die künstliche und die physische Replikation. Bei der künstlichen Replizierung erwirbt die Fondsgesellschaft zunächst als Sicherheit Wertpapiere, die mit dem Index nicht unbedingt in Verbindung stehen. Die Indexbindung wird über eine Tauschvereinbarung (Swap) mit einer Investmentbank erreicht, deren Portfolio den Index nachbildet. Bei dieser Konstruktion tragen Investoren ein Kontrahentenrisiko. Gerät die Investmentbank in Schwierigkeiten, steht die Erfüllung der Tauschvereinbarung in Frage. Im Fall der physischen Replikation werden dagegen Wertpapiere in genau der Zusammensetzung erworben, in der sie auch im zugrunde liegenden Index enthalten sind. Einen Kontrahenten gibt es hier nicht, die Wertentwicklung des Fonds muss der des Indexes entsprechen.

Abweichungen vom Konstruktionsprinzip

Das gilt allerdings nur bei vollständiger physischer Replikation und bei Verzicht auf eine zwischenzeitlich andere Verwendung der Wertpapiere. Beides findet in der Praxis nicht immer statt. Gerade wenn Indizes sehr viele Wertpapiere abbilden, beschränken sich Indexfonds bei der Replikation auf eine statistisch repräsentative Auswahl. Damit bleibt ein gewisses Risiko bestehen, dass der Gesamtindex sich anders entwickelt als das ausgewählte Portfolio. Und auch das Kontrahentenrisiko ist nicht ganz ausgeschaltet. Viele Investmentgesellschaften verleihen nämlich die erworbenen Wertpapiere gegen Gebühr zeitweise an Hedgefonds, die damit spekulative Geschäfte betreiben. Auch hier bleibt daher das Risiko bestehen, dass der Kontrahent seine Verpflichtungen nicht erfüllt.

Anlagepolitik prüfen

Trotz dieser Unsicherheiten: der Trend geht derzeit in Richtung physisch replizierter Fonds. Deren Nutzen wird in der Fachwelt nicht bestritten. Für Indexfonds sprechen aus Anlegersicht auch die vergleichsweise geringen Transaktionskosten, die sie als passiv gemanagte Fonds bieten. Wer hier investiert, sollte sich aber der bestehenden Konstruktions-Risiken bewusst sein. Auf jeden Fall empfiehlt sich immer vorher ein genauerer Blick auf die Anlagepolitik des jeweiligen Fonds. Damit können unliebsame Überraschungen vermieden werden.

Foto Credit: Alterfalter – Fotolia

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