Wie sich tote Zähne wiederbeleben lassen

Wie sich tote Zähne wiederbeleben lassen

Patienten mit einem entzündeten Zahn kommen selten um eine Wurzelkanalbehandlung herum. Bei dem Verfahren wird das als Zahnnerv bezeichnete Pulpengewebe und weiteres von der Entzündung betroffenes Gewebe aus dem Zahn entfernt. In den leergefeilten Wurzelkanal füllt der Zahnarzt synthetisches Material. Zurück bleibt ein toter Zahn im Kiefer. Um den Zahn trotz Wurzelkanalbehandlung wiederzubeleben, haben zahnmedizinische Forscher nun ein neuartiges Konzept entwickelt.

Probleme einer klassischen Wurzelkanalbehandlung

Die klassische Wurzelkanalbehandlung befreit den Zahn zwar von der Entzündung und schützt ihn auch nachhaltig vor Infektionen. Der Zahn verfügt im Anschluss jedoch nicht mehr über Blut- und Nervenversorgung und kann sich nicht mehr selbst regenerieren. Im schlimmsten Fall fällt der leblose Zahn aus.

Wie das neue Konzept funktioniert

Um diesem Problem vorzubeugen und die Vitalität des Zahns wiederherzustellen, haben Zahnärzte von der Oregon Health & Science University in Portland ein neues Verfahren ausgearbeitet. Es sieht folgende Schritte vor:

  1. Wie bei einer üblichen Wurzelkanalbehandlung wird das Pulpengewebe aus dem befallenen Zahn und dessen Wurzel herausgefeilt.
  2. Der Zahn wird im Anschluss nicht mit synthetischem Material gefüllt. Stattdessen wird eine Kohlenstoff-Faser in den Zahn geführt.
  3. Ein spezielles Hydrogel füllt den verbleibenden Hohlraum. Das Trägermaterial enthält dentale Zellen aus Zellkulturen und soll später das Pulpengewebe ersetzen.
  4. Sobald das Gel fest ist, zieht der Arzt die Faser wieder aus dem Zahn heraus. In dem entstehenden Kanal, der von Wurzelspitze bis zum oberen Zahnbereich reicht, finden sogenannte Endothelzellen Verwendung, die ebenfalls aus einer Zellkultur stammen.
  5. Die Zellen stimulieren bestenfalls die Bildung feiner Blutgefäße, die mit dem Blutkreislauf des Patienten verbunden sind und den noch lebenden Teil des Zahns versorgen können.

Den Forschern zufolge haben sich bei isolierten Zähnen im Labor sieben Tage nach der Behandlung erfolgreich Blutgefäße in dem künstlichen Nervengewebe gebildet, wodurch sich das Zahnmaterial von selbst instand setzen kann. Der verantwortliche Wissenschaftler Luiz Bertassoni glaubt, dass sein Konzept die Wurzelkanalbehandlung in Zukunft verändern könnte. „Unsere Ergebnis belegen, dass die Herstellung von künstlichen Blutgefäßen eine hochwirksame Strategie sein könnte, um die Funktion von Zähnen vollständig zu regenerieren“, so Bertassoni.

Bild: pixelio.de, 753161, Wolfgang Resmer

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