Kampf um die Keimfreiheit: Kleine Historie der Abwasserreinigung

Kampf um die Keimfreiheit: Kleine Historie der Abwasserreinigung

Es gibt in unserem täglichen Leben Dinge, die wir als selbstverständlich erachten: Ein Wasserhahn, aus dem klares Trinkwasser strömt, gehört dazu. Das war allerdings nicht immer so.

Erste Entwässerungsanlagen bei den frühen Hochkulturen

Von der Cloaca maxima der alten Römer bis hin zu neuesten Kläranlagen, die im Belebtschlammverfahren mit luftgeschmierten Turbogebläsen betrieben werden – die Entwicklung der Abwasserreinigung ist gleichzeitig ein Kampf gegen Krankheiten und für klares, reines Wasser.

Deshalb hat sich in den letzten Jahrhunderten viel getan: Während früher das Abwasser einfach in Gewässer verklappt wurde, kommt heute High-Tech zum Einsatz: Turboverdichter und Turbokompressoren sorgen in Kläranlagen für sauber aufbereitetes Wasser.

Seit es Menschen gibt, gibt es verschmutztes H2O. Bereits die ersten Hochkulturen in Asien und im Orient entwickelten frühe Entwässerungsanlagen, um schmutziges Wasser aus ihren Städten zu leiten. Den ersten technischen Höhepunkt erfuhr die Abwasserreinigung mit dem Bau des großen Kanalisationssystems im alten Rom, dessen Kern die Cloaca maxima aus dem 5. Jh. v.Chr. darstellte. Mit dem Untergang des Römischen Reichs geriet dieses erste kommunale Hygienewissen wieder in Vergessenheit. Die Folge: Die Städte des Mittelalters versanken in Exkrementen, die schlechten hygienischen Bedingungen verursachten schwere Infektionskrankheiten und Epidemien.

Mangelnde Hygiene im 19. Jahrhundert

Selbst zu Beginn des industriellen Zeitalters waren die hygienischen Standards noch weit von den heutigen entfernt. In den schnell wachsenden Industriestädten wurde das Abwasser einfach in der Gosse entsorgt, und durch die neue Industrie kamen giftige Rückstände aus der Fabrikproduktion noch hinzu. Eine durchgehende Kanalisation war zu diesem Zeitpunkt in vielen Metropolen noch nicht Realität. Eine Folge war die Choleraepidemie in Hamburg 1892, bei der der Erreger über ungefiltertes Wasser zum Menschen gelangte. Die Stadt hatte damals kein effektives Filtersystem, und Gemeinschaftstoiletten hatten in den armen Stadtvierteln keinen Anschluss an eine Kanalisation. Die Folge: Fast 17.000 Menschen erkrankten, über 8.000 von ihnen starben.

Erste Ansätze einer systematischen Abwasserreinigung

Im industrialisierten England wurde bereits 1876 mit dem „Rivers Pollution Act“ der erste Schritt in die richtige Richtung getan. Zu den frühen Techniken gehörte das sogenannte Verrieselungsverfahren, bei der auch die Düngung von Böden im Vordergrund stand. Ein anderes frühes Verfahren war die Reinigung durch Verdünnung, etwa die Einleitungen von Abwasser in ein Gewässer.

Erster Einsatz von mechanischen Lösungen

Als Reaktion auf Katastrophen wie in Hamburg kam es zu vielen Neuerungen bei der Hygiene und der Abwasseraufbereitung. So wurden zunächst Rechen oder Harken eingesetzt, um groben Schmutz aus dem Abwasser zu entfernen. Dann kamen sogenannte Sandfänge zum Einsatz, die mineralische Stoffe aussiebten. Später kam das Absetzverfahren ins Spiel, bei dem Stoffe aus dem Wasserschlamm gefiltert werden, in dem sie sich am Boden absetzen.

Das heute angewandte Belebtschlammverfahren wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeführt. Bei diesem Verfahren wird die natürliche Selbstreinigung des Wassers in Flüssen nachgeahmt.

Fotocredit: Pixabay, 3620717, GjataErvin

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