Wissen als Ware

Schon lange ist sogenanntes Infotainment in unserer Fernsehlandschaft Gang und Gebe. Wir werden in leicht verdaulichen Häppchen mit Alltagswissen bombadiert, das aber nie tiefer geht und so flüchtig ist wie die Erinnerung an unseren letzten Toilettenbesuch.

Solche Sendungen wie zum Beispiel „Galileo“ auf Pro7 hatten einmal ganz gut angefangen mit Wissensvermittlung ohne große Theoretisiererei in einer Sprache und Art und Weise, dass es auch jeder versteht. So etwas wie die „Sendung mit der Maus“ für Erwachsene.

Doch schnell haben die Verantwortlichen gemerkt, dass es auf Dauer gar nicht so leicht ist, ständig neue und interessante Inhalte zu präsentieren, vor allem wenn die Sendung so gute Einschaltquoten erzielt, dass sie fast täglich eine Stunde lang gesendet wird.

Und genau hier fangen die Probleme aus meiner Sicht aus an. Inzwischen wird wirklich fast immer nur noch unnützes Wissen präsentiert und dies auch noch so primitiv, dass es selbst Kindern teils zu langweilig oder unwirklich erscheint. Hauptsache es geht schnell.

So haben die Verantwortlichen ganz fix nach anderen Möglichkeiten gesucht und den Vorzeige-Moderator Aiman Abdallah auf Mystery Tour geschickt. So als könnte Pro7 und ein TV-Moderator jahrhundertelangen Geheimnissen der Menschheitsgeschichte auf den Grund gehen. Und um die Vermarktung komplett zu machen, gibt es zu „Galileo Mystery“ auch noch eine Hörbuch– und Buchreihe.

Das schlimmste aber ist, dass sie so tun als wäre das alles Wissenschaft und keine kommerzilaisierte Drehbuchunterhaltung.

Mit unglaublich wissenschaftlichen Titeln wie „Ninjas – Die dunklen Kampfgötter“, „Wiedergeburt – Das Leben nach dem Tod“ oder „Supervulkane – Die tickende Magmabombe unter uns“ (BILD könnte es nicht besser!) gaukeln sie den Lesern oder Hörern vor, es würden rein wissenschaftliche Fakten präsentiert.

Das Fazit jeder mysteriösen Sendung kann man sich dann schließlich auch selbst zusammenreimen: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Antwort: Vielleicht. Hat Jesus wirklich gelebt? Antwort: Vielleicht. Gab es König Artus? Antwort: Vielleicht.

Da werden dann auch mal schnell fiktive Bücher wie „Sakrileg“ von Dan Brown ernst genommen und versucht diese zu beweisen. Hauptsache schnell und billig auf einen Hype aufspringen!

Und dafür soll man dann noch 15 Euro zahlen. Alles ist so überspitzt, sichtbar gefaket und unrealistisch aufbereitet, dass es nicht einmal mehr unterhaltsam ist. Nichts gegen einfache Wissensvermittlung. Dies ist nur noch Geld- und Effekthascherei!

Aber, was will man von der Ware Mensch denn auch erwarten. Wissen sollen wir haben, aber nicht zuviel…

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3 Kommentare

  1. Modder

    8. Mai 2008 at 08:56

    Danke für den Artikel. Hat mich sehr gefreut endlich mal eine Stimme zu hören, die nicht ständig marktschreierisch alles begleitet, was auf den Kunden so losgelassen wird. Wo Mist produziert wird, ist es gut, auch mal eine Stimme zu hören, die ein bischen tiefer blickt. Wo gehypet wird, regnen anscheinend Dollars. Da scheint es für viele Rezensenten ratsamer, nicht zu tief zu blicken und in der Klappentextanalyse sich zu erschöpfen.

  2. "Der Bibelcode" - Die ProSieben Mystery-Fraktion hat wieder zugeschlagen | Der Flimmerkasten

    31. August 2008 at 13:17

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