Das Ende einer Ära: die Auflösung des Hamburger Freihafens

Über mehr als 120 Jahre war der Hamburger Freihafen eine in Deutschland einzigartige Einrichtung. Im Bereich des Freihafens gelagerte und verarbeitete Waren konnten zollfrei umgeschlagen werden. Zum Jahreswechsel 2012/2013 wurde der Freihafen, ein lebendiges Stück Hamburger Zeitgeschichte, aufgelöst. Hier erfahren Sie, warum.

Eine Hamburger Institution seit 1888

Die Gründung des Hamburger Freihafens steht in engem Zusammenhang mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 und der Integration der Hansestadt in das vereinte Deutschland. Über Jahrhunderte war Hamburg eine politisch und wirtschaftlich unabhängige Hafenstadt gewesen. Die wirtschaftliche Unabhängigkeit blieb auch nach der Reichsgründung zunächst erhalten, ließ sich aber in dieser Form auf Dauer nicht durchhalten. Die negativen Wirkungen einer ökonomischen Abschottung vom übrigen Deutschland waren zu gravierend. Um dennoch einen Teil der wirtschaftlichen Selbständigkeit zu erhalten, wurde 1888 der Freihafen ins Leben gerufen, der als Teil des Hafengeländes von Zöllen befreit war. In zollrechtlicher Hinsicht war der Freihafen Zollausland, bis zum letzten Jahr erkenntlich an der Abgrenzung mit kilometerlangen hohen Zäunen und den stattfindenden Zollkontrollen. Der Freihafen machte immerhin rd. ein Fünftel des Hafenareals aus und war für Hamburg ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor.

Wegfall der Gründe für den Freihafen

Verschiedene Entwicklungen machten den weiteren Fortbestand des Freihafens unzweckmäßig. Im Zuge der Globalisierung haben im weltweiten Handel in den vergangenen Jahren Einfuhrzölle deutlich an Bedeutung verloren. Aufgrund entsprechender EU-Regelungen ist es auch nicht mehr nötig, eine Sonderzone für zollfreien Warenumschlag zu unterhalten. Unternehmen können stattdessen sogenannte Zolllager einrichten, die die gleiche Funktion erfüllen. Die Aufrechterhaltung der Freihafenzone war nicht zuletzt mit erheblichen verkehrstechnischen Problemen und bürokratischem Verwaltungsaufwand verbunden. Die Auflösung des Freihafens macht jetzt den Weg frei für städtebauliche Maßnahmen und unterstützt die Stadtentwicklung. Bereits 2003 waren mit der ehemaligen Speicherstadt ein wichtiger Bereich des Freihafens aus der Sonderzone ausgegliedert worden. Die Hafencity mit der noch fertigzustellenden Elbphilharmonie gehört zu den touristischen Anziehungspunkten der Hansestadt.

Positive Zukunftsperspektiven

Mit der Auflösung des Freihafens ist ein Stück Hamburger Geschichte zu Ende gegangen. Die Stadt stellt sich damit konsequent den Herausforderungen des globalen Handels. Das Ende des Freihafens eröffnet Hamburg neue Entwicklungsperspektiven und ist damit ein Stück Zukunft.

Foto: wiw – Fotolia

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