Neutrinos: Schneller als die Lichtgeschwindigkeit?

Lange Zeit galt Einsteins Wort in Sachen Physik als Gesetz, sieht man mal von minimalen Aussetzern ab. Dass aber seine berühmteste Theorie eventuell nicht stimmt, sorgt für mehr als nur Aufruhr, ist damit doch das gesamte Weltbild im Umsturz begriffen.

Neutrinos nennen sich die kleinen Biester, die winziger als Neutronen sind und laut neuster Forschung anscheinend schneller als das Licht sein können.

Einsteins Theorie

Ohne hier allzusehr ins Detail gehen zu wollen (das würde wohl den Rahmen sprengen), ging eine von Einsteins berühmtesten und für die Physik wichtigsten Theorien davon aus, dass Objekte immer relativ schnell zu anderen Objekten sein konnten, aber niemals schneller als das Licht, das selbst im Vakuum immer gleich schnell sein sollte und zwar 300000km/Sek.  So diente die Geschwindigkeit des Lichtes als Maximum, alle Objekte des Universums müssten langsamer sein, da sie nie so viel Energie generieren könnten, um so schnell zu werden. Etwas ausführlicher kann man die Theorie übrigens HIER nachlesen.

Neutrinos stellen die Welt auf den Kopf

Daran wollten sich die Neutrinos zumindest im CERN Labor in der Schweiz wohl nicht halten, denn dort wurden die Partikel 730km direkt nach Italien geschossen und waren dabei den Messungen nach um 1/60000000000000 Sekunden schneller, als Lichtgeschwindigkeit. Was die Welt der Wissenschaft derzeit besonders irritiert, ist die Tatsache, dass Einsteins Theorie zur Genüge ausgetestet wurde und seit mehr als hundert Jahren konstant standhielt. Schon wird davon geredet, dass es sich hier um einen Messfehler handeln muss, denn die Konsequenzen einer solchen Entdeckung sind hart zu schlucken.

Schneller als das Licht

Dass damit selbst ein Konzept wie Zeitreisen in den Bereich des Möglichen rücken würde, ist wohl das letzte Problem der Physiker (und sicherlich eines der aufregendsten). Viel problematischer ist die daraus folgende Problematik, dass die Konstante der Lichtgeschwindigkeit keine Konstante mehr ist und damit aus unzähligen Gleichungen fallen muss, die für die Welt der Physik unabdinglich geworden sind. So mag es für uns einfach spannend klingen, dass wir etwa den Delorean in unserer Garage endlich für was ordentliches nutzen können. Aber für die Welt der Physik wäre es in etwa so, als würde man die Leiche Jesu Christi finden, da die Konstante c so fundamental für unsere Naturgesetze ist, dass ihr Fehlen an der Welt, wie wir sie kennen, ordentlich rütteln würde.

So ist es wohl kein Wunder, dass aus Wissenschaftlerkreisen vorerst nur irritiertes Kopfschütteln erfolgt ist, denn mit den Konsequenzen, die das Ergebnis nach sich ziehen würde, will sich noch niemand auseinandersetzen – so ein Leben der Forschung, das auf einmal über den Haufen geworfen wird, dürfte niemandem zusagen.

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2 Kommentare

  1. Heinz

    5. Oktober 2011 at 23:27

    Zwei Fragen

    Auf welchem Wege/Weise wurden Licht und Neutrino von Cern nach Italien 730 km weit verschickt.?

    Könnte es sein, daß die Rotationsgeschwindigkeit der Erde und ihre Richtung in unterschiedlicher Weise auf Licht und Neutrino wirkt?

    Heinz

  2. Richert

    11. Oktober 2011 at 10:29

    Hallo Heinz, den genauen Ablauf des Experiments kann man hier nachlesen: http://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/1109/1109.4897.pdf. Ich gehe streng davon aus, dass so etwas wie die Rotationsgeschwindigkeit schon mit eingerechnet wurde, wenn diese überhaupt eine Auswirkung auf das Experiment hat, was ich eigentlich bezweifle. Vielmehr wird es wohl eine Fehlerquelle in der Auswertung der Statistiken geben können, da diese sehr aufwändig sind. Und Licht wurde gar nicht geschickt, dessen Geschwindigkeit kennt man ja, es geht nur um die Neutrinos.

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