Simon Kernick ist bei Spannung und Klischees „Gnadenlos“

Ob Simon Kernick ein Meister der Spannung ist? Ja, das ist er auf jeden Fall, was er auch in seinem nach zwei Jahren auch in Deutschland erschienenen Buch „Gnadenlos“ eindrucksvoll unter Beweis stellt. Doch dafür sind Geschichte und Figuren ziemlich platt…

Tom Meron ist ein biederer IT-Verkäufer, der mit seiner Frau und seinen Kindern ein ruhiges Leben in einem Londoner Vorort fristet. Doch eines Tages geschieht ein Alptraum: Es ist ein ruhiger Samstag, die Kinder spielen im Garten und Tom will sich einfach nur entspannen, als plötzlich das Telefon klingelt. Am anderen Ende ist sein alter Schulfreund und Trauzeuge Jack Calley, der nur noch ein paar Sätze stammeln kann: „Hilf mir. Du musst… Oh, mein Gott, sie kommen. Jesus Maria!“ Und dann hört er noch wie Jack seine Adresse stammelt. Auf einmal ist Ruhe. Jack wurde offensichtlich umgebracht.

Tom wird eines klar, die Mörder seines Freundes werden auch zu ihm unterwegs sein. Schnell bringt er seine Kinder in Sicherheit. Doch die Neugierde treibt ihn zurück in sein Haus, wo er schon von ein paar vermummten Gestalten erwartet wird. Doch es gelingt ihm zu fliehen. Er will sich bei seiner Frau verstecken, die in der Uni arbeitet, doch diese ist verschwunden. Eine gnadenlose Hetzjagd beginnt und Tom hat nicht die geringste Ahnung, warum die Gestalten hinter ihm her sind…

So wie Tom Meron gejagt wird, wird auch der Leser durch „Gnadenlos“ gehetzt. Schon nach zwei Seiten beginnt der Alptraum und es gibt so gut wie keine Verschnaufpause. Atemlos bleibt man dran und kann das Buch nicht aus den Händen legen. Wer also einen kleinen Adrenalin-Kick braucht, für den ist „Gnadenlos“ genau das Richtige.

Und so kommen wir auch zu seinen Schwachstellen: Simon Kernick hat sich so sehr auf die Spannung konzentriert, dass er seine Charaktere und den Plot irgendwie zu vergessen scheint. Die Figuren, allen voran der Protagonist Tom Meron, sind ziemlich farblos. Zudem sind sie mit allen erdenklichen Klischees ausgestattet (z.B. der Extrem-Normalo, der in einer ausweglosen Situation vor Mut fast zerplatzt) . Und auch die Geschichte selbst ist mit allen möglichen Krimi- und Thriller-Klischees geradezu übersät.

Dennoch ist Simon Kernicks „Gnadenlos“ ein packender und kurzweiliger Lesespaß, wenn man, wie gesagt, einfach mal abschalten will und nicht zu viel von Handlung und Charakteren erwartet. Mitreißend ist dieser Thriller auf jeden Fall!

 

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