Wie funktioniert Hypnose?

Hypnose ist ein mentaler Zustand, der vorwiegend mit Suggestion funktioniert. Nicht jeder reagiert gleich auf Suggestion, weshalb es Menschen gibt, die man einfach nicht hypnotisieren kann. Andere können sich sogar selbst hypnotisieren.

Früher glaubte man, dass der Zustand der Hypnose dem Schlaf gleiche, daher auch „hypno“ im Wortstamm, was soviel wie „Schlaf“ bedeutet. Mittlerweile ist man sich jedoch relativ sicher, dass es vielmehr das genaue Gegenteil ist: ein Wachzustand der völligen Konzentration, bei dem die Aufmerksamkeit nur so sehr auf eine Sache gerichtet ist, dass die Umgebung kaum bemerkt wird. Man kann von einer Art Tunnelblick in Bezug auf die suggestiv eingeredete Aufgabe/Wahrnehmung reden.

Hypnose besteht nicht nur aus Worten

Dabei spielen nicht nur die direkten Anweisungen eine Rolle, auch non-verbale oder indirekte Suggestion (vom lateinischen suggerere=unterschieben) können hypnotische Zustände hervor bringen, so dass man also hypnotisiert werden könnte, ohne es zu merken. Das kann durch Metaphern, eine bestimmte Betonung oder non-verbale Signale bei der Erwähnung bestimmter Schlagwörter passieren. Auch die eigene Situation, also der emotionale Zustand, Wertesysteme und mehr können Einfluss auf eine Hypnose haben, weshalb beispielsweise Suggestion bei Suchtverhalten oder Phobien am besten funktioniert, wenn man auch die Hoffnung schürt, diese zu überwinden. Ähnliches erlebt man übrigens relativ häufig, wenn etwa von krabbelnden Insekten oder Juckpulver geredet wird und man mehr oder weniger unbewusst anfängt, sich zu kratzen. Man sieht also, Hypnose muss nicht immer mit großen Aktionen einher gehen, sondern kann selbst im Alltag geschehen, denn im Grunde wird eine bestimmte Idee ohne das konkrete Bewusstsein im Denken eingespeist, auf die der Hypnotisierte dann dementsprechend reagiert.

Da Hypnose auch physische Erscheinungen wie Hautkrankheiten hervorbringen als auch abklingen lassen kann, geht man davon aus, dass der Zustand der Trance/Hypnose die Grenze zwischen mentaler und somatischer Zustände verwischen kann. Ebenso, wie Stress und Depressionen psychosomatisch zu Rücken- oder Kopfschmerzen führen können, kann Suggestion positiv darauf wirken und diese beseitigen.

Zur Vorbereitung: Induktion zur Entspannung

Vor der Hypnose findet meistens eine Induktionsphase statt, während der der Patient entspannt und sein Fokus auf die Suggestion gelenkt wird. Was genau bei der Induktion passiert, ob man in eine Art Trance gebracht wird oder nur auf die Hypnose vorbereitet wird, indem man sich auf den Vorgang konzentriert, ist heute noch Streitthema, man ist sich jedoch allgemein einig, dass James Braids Augenfixion zu den erfolgreichsten Wegen dabei gehört. Dabei wird der Blick auf einen Gegenstand oder ein Muster (meistens ein Pendel oder eine sich drehende Spirale) gelenkt. Hypnotiseure testen bei diesem Vorgang, ob der Patient bereit ist, indem sie etwa seine Hand leicht berühren. Bewegen sich die Pupillen zur Hand, wird der Vorgang wiederholt, tun sie es nicht, sondern bleiben beim Fixpunkt, ist der Patient meistens soweit, hypnotisiert zu werden.

Showhypnose ist selten psychologisch haltbar

Viele Show-Hypnotiseure testen ihre Subjekte erst kurz aus und schicken dann bestimmte Leute zurück ins Publikum, wenn sie nicht so gut reagieren, wie andere. Das kann so gedeutet werden, dass sie nicht so „offen“ für Suggestion sind. Meistens hat es aber mit dem Willen zu tun, wie sehr man hypnotisiert werden möchte, zumal gerade bei der Showhypnose oftmals der Hang zur Selbstdarstellung schwerer wiegt, als die tatsächliche Hypnose, da viele Hypnotisierte auch einfach einmal die „Sau raus lassen“ wollen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen werden zu müssen. So kann es passieren, dass man sich selbst etwas daneben benimmt, weil man die Hypnose als Ausrede hat. Ähnliches lässt sich übrigens beobachten, wenn Leute denken, sie seien betrunken, obwohl sie es nicht sind.

Nicht jeder kann hypnotisiert werden

Echte Hypnose funktioniert auf einem anderen Level und zeigt sich daher selten in derartig konkreten Aktionen, wie eine Ente nach zu ahmen. Studien der Harvard Psychologin Deirdre Barrett haben gezeigt, dass zwei Typen von Menschen besonders sensibel auf Hypnose reagieren:

01. Zum einen die Tagträumer, die generell sehr kreativ sind und es als Kind aber auch als Erwachsene leicht finden, äußere Geräusche und Eindrücke auszuklammern, um ihren Gedanken und Fantasiewelten nachzugehen.

02. Zum anderen die traumatisierten Individuen, die eine Flucht – meistens in eine geistige Abwesenheit – vor äußeren Umständen als Kind oder Erwachsene erlernt haben, um schlimmen Erlebnissen zu entkommen. Dabei werden weniger Tagträume oder Fantasiewelten herauf beschwört, wie beim Tagträumer, vielmehr geht es nur um die Dissoziation, also der Abkapselung, von der Realität.

    Von diesen beiden Typen abgesehen kommt es immer darauf an, wie sehr man sich auf die Hypnose einlässt, wie suggestiv der Hypnotiseur arbeitet, wie anfällig man dafür ist und ob man sich bewusst hypnotisieren lässt oder nicht. Keine Angst, nicht jeder kann unbemerkt hypnotisieren und auch die Suggestion hat ihre Grenzen, die Horrorfilme und Psychothriller werden also weiterhin Fiktion bleiben.
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One Comment

  1. Wissentlich

    21. Oktober 2011 at 23:45

    es wurde einmal bei mir versucht, hat nicht geklappt, und mir wurde dann gesagt, ich solle mehr Vertrauen entwickeln. Schade nur, dass ich ziemlich fremden Menschen selten mein Vertrauen schenke.

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