Die Übersprungshandlung: Wenn die Entscheidung schwer fällt

Die Übersprungshandlung: Wenn die Entscheidung schwer fällt

Aus dem Biologieunterricht kennen wir die Übersprungshandlung sicher noch vom Beispiel mit dem Huhn, doch auch Menschen neigen dazu, in stressigen Situationen nicht immer logisch zu handeln.

Die Übersprungshandlung ist ein Phänomen, das sich genau dann zeigt, wenn man – im Regelfall – zwischen Flucht und Kampf entscheiden muss und beide Impulse so stark sind, dass man sich einfach nicht entscheiden kann.

Die Übersprungshandlung im Hühner Beispiel

Bei Hühnern, aber auch anderen Tieren, kann man das oftmals beobachten. So kann ein Huhn, das sich nicht zwischen „fight or flight“ (Kampf oder Flucht) entscheiden kann, einfach dazu übergehen, wie wild auf den Boden zu picken so als würde es dort Körner zum Fressen suchen.

Nicht immer muss es sich dabei um Kampf oder Flucht handeln, generell kann eine Übersprungshandlung zustande kommen, wenn zwei Reaktionen gleichwertig motiviert sind und das Tier sich für keine entscheiden kann und daher alternativ völlig unvorhersehbar handelt.

Bei Katzen kann man das beispielsweise beobachten, wenn man mit ihnen spielt, bzw. sie auf Jagd sind. Anstatt hinter der Beute hinter her zu rennen, bzw. sie zu belauern, fängt die Katze plötzlich an, sich zu putzen.

Aber auch wenn eine Handlung motiviert wird, jedoch die Gelegenheit sie auszuführen nicht vorhanden ist, kann man Übersprungshandlungen beobachten. Bei einem weiteren Test mit Hühnern fand man beispielsweise heraus, dass sie sich plötzlich wie wild putzten, wenn man sie bei großem Hunger daran hinderte, ihre bevorzugte Futterquelle aufzusuchen (indem man die Quelle beispielsweise blockierte).

Übersprungshandlung bei Menschen

Auch Menschen können derartig handeln. Nervosität und Unsicherheit in höheren Stresssituationen können Übersprungshandlungen hervor rufen, nicht immer müssen es negative Situationen sein die ein derartiges Verhalten hervor rufen, auch beim Flirten oder aber vor dem ersten Kuss kann es passieren, dass sich ein Partner plötzlich wegdreht und beispielsweise seine Uhr stellt.

Normalerweise erkennt man eine Übersprungshandlung, da sie im Kontext kaum Sinn macht. Allerdings ist die menschliche Psyche so komplex, dass man nicht immer direkt darauf schließen kann. So kann jemand inmitten eines Streits plötzlich anfangen, abzuwaschen, weil er nicht weiß, wie er dem Partner begegnen soll, allerdings kann dasselbe Verhalten auch ein unausgesprochenes Zeichen dafür sein, dass er den Streit für beendet hält.

Übersprungshandlungen werden durch drei Situationen hervor gerufen:

1. Konflikt zwischen zwei gleichwertig motivierten Handlungen

2. Stress

3. Die Hinderung einer stark motivierten Handlung durch äußere Umstände

Von der Übersprungshandlung zur Zwangsneurose?

Für gewöhnlich kann so eine Übersprungshandlung auch als beruhigend empfunden werden, sie ist dementsprechend auch ein (kurzfristiger) Ausweg aus einer konfliktträchtigen Situation, die für das Individuum zu stressig ist. Allerdings kann sich so ein Verhalten auch manifestieren, so dass das Individuum regelmäßig ein derartiges Verhalten an den Tag legt. Das kann einfach und harmlos mit dem Kratzen des Kopfes beginnen, kann aber auch in umständlichen Mitteln und Wegen enden, sich aus einer stressigen Situation her abzulenken, indem man etwa alles in der Umgebung gerade rückt oder abwäscht. Eine Zwangsneurose kann also sehr wohl aus einer Übersprungshandlung geboren werden.

Der englische Begriff „displacement activity“ erscheint dabei etwas erklärender, da er quasi eine Ersatzhandlung für die eigentlichen Handlungen vorsieht, die den Stress und Druck der Situation verringern soll.

Bildquelle: Thinkstock, Wavebreak Media, 179693695, Wavebreakmedia Ltd

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