Uwe Gardein erzählt uns über „Die letzte Hexe“ – Mittelalterliches Denken ist überall

Hexenverbrennungen? Inquisition? Das sind doch grausame Relikte des Mittelalters… Denkste! Denn im Volk leben Mythen und Aberglaube länger fort als es den Geschichtsbüchern, Gelehrten und Obrigkeiten lieb ist.

Inzwischen weiß man, dass der Glaube an Hexen und deren Verfolgung teilweise noch bis ins 20. Jahrhundert überlebt hat. Dies geschah aber nicht mehr unter Rechtssprechung. Der letzte Fall in Deutschland einer rechtskräftig verurteilten Hexe in Deutschland, war der Fall der Maria Anna Schwegelin im Jahr 1775 in Kempten.

In ihr Leben und vor allem ihre Zeit nimmt uns der Autor Uwe Gardein in seinem Buch „Die letzte Hexe“ mit und zeigt, dass Aberglaube und Schuldzuweisungen im normalen Volk lange weiterleben können.

Das Leben der Maria Anna Schwegelin beginnt schon auf eine unschöne Art und Weise: Ihre Mutter wird kurz nach ihrer Geburt auf einen Gutshof gerufen, wo sie einen kleinen Jungen stillen soll. Maria Anna wächst vernachlässigt auf und wird noch in zartem Alter als Magd auf einen Hof verkauft.

In ihrem Leben als Magd passiert so nicht viel außer, dass sie ständig in Dinge hineingezogen wird, für die sie nichts kann und dessen Konsequenzen sie dann zu tragen hat.

In dieser Zeit kämpft der Fürststab Honorius von Schreckenstein in seinem Amt mit dem vermehrten Aufkommen der Lutheraner. Obwohl er aufgeklärt ist, kann er sich nicht so ganz gegen seine Glaubensbrüder und das Volk durchsetzen. Eines Tages soll er über eine gewisse Maria Anna Schwegelin richten, die vom Volk beschuldigt wird eine Hexe zu sein.

Er kann zwar herausfinden, dass sie unschuldig ist und Hexenverbrennungen sind eigentlich schon längst vom Vatikan verboten, aber das Volk will die brennen sehen…

In „Die letzte Hexe“ wird uns deutlich bewusst gemacht, was Angst und Mythen in den Köpfen der meisten Menschen anrichten können. Gerade zu dieser Zeit (Ich sage nur, Angst vor dem Islam) sind Bücher wie dieses wichtig, die eine indirekte Kritik unterhaltsam vermitteln. Man würde denken, die Menschen sind aufgeklärt, doch Bildung kommt und kam auch damals leider bei der breiten Masse nicht immer an.

Zudem ist das Buch wirklich spannend gemacht, denn dadurch, dass man nicht nur das Leben der letzten Hexe kennenlernt, sondern auch in die Geschichte derer eintaucht, die sie verurteilt haben, bekommt man ein detailliertes Bild der Zeit. In der Mitte droht der Autor zwar manchmal sich ein wenig in Kleinigkeiten zu verlieren, bekommt aber jedesmal gerade so die Kurve, so dass das Lesevergnügen nicht getrübt wird.

Unterhaltsam und gut recherchiert. Schade nur, dass man im Anhang nicht noch mehr über das wirkliche Leben der Maria Anna Schwegelin lernt.

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