Wahlverfahren in den USA – klingt komisch, ist aber so

Die Superdelegierten: Clintons letzter Ausweg?

Das Wahlverfahren in den USA ist für uns Deutsche erstmal ziemlich unübersichtlich. Für den derzeitigen Konflikt zwischen Barack Obama und Hilary Clinton ist vor allem das demokratische Wahlsystem der USA interessant: Anders als in Deutschland werden die demokratischen Kandidaten für die Präsidentschaftswahl über Wahlmänner, sogenannte Delegierte, gewählt.

Diese geben im Vorfeld an, für wen sie sich entscheiden würden. Das Volk geht dann wählen und wählt den bevorzugten Kandidaten. Zusätzlich zu diesen werden dann noch Delegierten, sogenannte „pledged delegates“ aus dem jeweiligen Staat prozentual zugeteilt. Das heißt, auch wenn einer der Kandidaten in einem Fall gewinnt, bekommen die anderen gegebenenfalls immer noch Delegierte aus dem jeweiligen Bundesstaat. Die Delegierten gehen dann nach der Wahl zur Nationalversammlung und wählen formal noch einmal den Präsidentschaftskandidaten, obwohl das Ergebnis eigentlich schon feststeht.
Zahlreiche Sonderregelungen und verschiedene Wahlsysteme der einzelnen Bundesstaaten erschweren das Verständnis zusätzlich, z.B. stellen im Wahljahr 2008 weder Florida noch Michigan anerkannte Delegierte, als Strafe für eine Verschiebung der Wahltermine.
Im Moment sieht es für die Öffentlichkeit so aus, als würde Hilary Clinton verlieren. Obama legt immer mehr an Tempo zu, sogar in Texas hat er in zweiter Instanz mehr Stimmen als seine Konkurrentin sammeln können. Aber: Dadurch, dass die Delegierten nicht nur danach vergeben werden, wer gewinnt, sondern auch prozentual, ist der Vorsprung Obamas von der Delegiertenanzahl her nicht sonderlich groß. Clinton bekommt ja immer noch Delegierte, auch wenn sie in einem Staat verliert

, das heißt der Vorsprung Obamas wächst durch die Siege nur langsam.
Dann gibt es am Schluss der Wahlphase eine Instanz, die mit Demokratie trotz demokratischer Partei nun überhaupt nichts mehr zu tun hat:

Die Superdelegierten.

Die werden nicht gewählt und haben auf jeden Fall eine Stimme. 796 von insgesamt 4049 Delegierten, sind „super“. Wenn jetzt nach langer Wahlphase und Rechnen ein

annähernder Gleichstand herrschen sollte, dann sind diese Superdelegierten das berühmte „Zünglein an der Waage“. Sie werden auf jeden Fall gefragt, für wen sie stimmen. Die Crux dabei ist: Die Superdelegierten setzen sich allesamt aus elitären Parteifunktionären zusammen. Ehemalige Präsidenten, reiche Demokraten, Parteiführer. Alles Leute, bei denen Hilary Clinton trotz schlechter Wahlergebnisse einen Stein im Brett haben dürfte. Sie gehört nun mal zum Establishment, Barack Obama noch nicht.
Sollte die Vorwahl tatsächlich auf diese Weise entschieden werden, wäre das ein Skandal. Einen Underdog, der beim Volk beliebter ist, auf diese Weise auszubremsen, hat mit Demokratie nichts mehr zu tun. Im Moment dürfte von beiden Seiten ein heftiges Zerren um noch unentschlossene Wahlmänner begonnen haben, denn es sieht alles danach aus, als würde keiner der Kandidaten einen wirklich eindeutigen Sieg davontragen.

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One Comment

  1. USA

    4. November 2008 at 12:56

    unübersichtlich

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