Klaus Mann und der Roman „Mephisto“ – Die Karriere des Hendrik Höfgen

„Mephisto“ vom Schriftsteller Klaus Mann ist einer der großen Romane der deutschen Literatur. Eine beeindruckende Geschichte über einen Schauspieler, der aus Karrieregründen zum Spielball der diktatorischen Machthaber wird.


Schriftsteller Klaus Mann war eines der Kinder des berühmten Schriftstellers Thomas Mann und Neffe von Heinrich Mann. Er erlebte das Entstehen und Scheitern der Weimarer Republik, den Nationalsozialismus, den Zweiten Weltkrieg und die frühe Nachkriegszeit. Er starb 1949 im Alter von nur 42 Jahren an einer Überdosis Schlaftabletten.

Im Roman „Mephisto“ zeigt der Schriftsteller exemplarisch die Verstrickung eines Künstlers und Mitläufers im Dritten Reich.

Der Teufelspakt des Hendrik Höfgen

Der Beginn: Hauptfigur Hendrik Höfgen befindet sich auf dem Höhepunkt des Erfolges. Er ist ein gefragter Schauspieler und wird von einem der mächtigsten Männer der Regierung protegiert, der sich auf einer pompösen Geburtstagsfeier selbst huldigt.

Hier erfolgt in der Handlung ein langer Rückblick, der in den 1920er Jahren beginnt. Höfgen ist noch ein relativ unbekannter Schauspieler an einem Hamburger Theater. Ein Narzisst durch und durch, ein Blender, gleichsam gehasst wie bedingungslos verehrt. Seine Liebe ist die Schauspielerei.

Sein Ziel ist klar: Den ganz großen Ruhm, den möchte er erlangen und dafür ist er bereit alles zu tun, was nötig ist. Nach außen hin gibt er die starke Persönlichkeit, aber dem Leser wird schnell die Fassadenhaftigkeit seines Charakters deutlich. Er trifft sich heimlich regelmäßig mit einer schwarzen Prostituierten, mit der er sadomasochistische Praktiken ausführt – seine Schwarze Venus nennt er sie.

Hendrik Höfgen ist auf den ersten Blick ein leidenschaftlicher Kommunist, doch er schafft es stets, sich vor wirklichem Handeln zu drücken.

Als es mit seiner Karriere gerade bergauf geht, kommt mit der Nationalsozialistischen Diktatur der Wandel in Deutschland und später in Europa. Höfgen geht einen Teufelspakt ein, er wird der Günstling des Reichministers und dient fortan dem Regime.

Hintergrund des Romans

Schon damals war unverkennbar, dass der während des Dritten Reiches bekannte Schauspieler Gustaf Gründgens mit seiner Biografie für die Figur des Hendrik Höfgen Pate stand. Klaus Mann kannte Gründgens persönlich. Dieser war sogar einige Zeit mit seiner Schwester Erika verheiratet gewesen.

Während des Dritten Reiches machte er eine beeindruckende Karriere als Schauspieler und Intendant und war der Protegé von Hermann Göring. Klaus Mann wurde später von der Kritik vielfach vorgeworfen, dass es sich bei dem Roman um einen simplen Racheakt handeln würde.

Allerdings wird man dem Roman damit meiner Meinung nach nicht gerecht. Im Fokus steht die Verstrickung des Künstlertums in politische Belange. Mann wirft durch Hendrik Höfgen die Frage auf: Kann Kunst unbeeinflusst von der Politik existieren?

Höfgen sieht sich mit dieser Frage konfrontiert und versucht sich bis zum Schluss einzureden, dass seine künstlerische Tätigkeit eigenständig existiert und die Kunst über der Politik steht.

Doch der Verlauf belehrt ihn und den Leser eines Besseren. Die Herrschenden lassen keinen Zweifel daran zu, dass er nichts weiter ist als eine simple Marionette, die auf Befehl hin zu reagieren hat, wenn gewünscht und sie lassen auch keinen Zweifel daran, dass sie in der Lage und dazu willens sind, Gewalt über Leben und Tod zu üben.

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